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14. Oktober 2014

Michael Althen

2014.AlthenHeute wäre Michael 52 Jahre alt geworden. Er ist im Mai 2011 gestorben, aber er ist seither in keinem Moment vergessen. Sein Freund und Kollege Claudius Seidl hat jetzt im Blessing Verlag einen Band mit 75 Texten von Michael herausgegeben. Die Lektüre macht erneut klar, wie wunderbar dieser Autor die Welt des Kinos für uns öffnen konnte, wie er mit seinem liebevollen Blick die Qualitäten eines Films zu erkennen und zu beschreiben verstand. Bei dem Film DEM HIMMEL SO FERN von Todd Haynes konzentriert er sich nur auf die Hauptdarstellerin Julianne Moore und, im letzten Absatz, auf die Verbindung zu Douglas Sirk. Bei GABRIELLE von Patrice Chereau geht es ihm eigentlich nur um die Schauspielerin Isabelle Huppert, und doch ist im Text der ganze Film präsent. Seine Zuneigung zum „Universum“ von Helmut Dietl polarisiert sich in einer Eloge über die MÜNCHNER GESCHICHTEN und MONACO FRANZE und einem differenzierten Verriss von LATE SHOW. Man spürt dabei die Enttäuschung über den misslungenen Film. Michael holte – oft in der Form einer DVD-Kritik – fast vergessene Filme wie UNTER DEN BRÜCKEN von Helmut Käutner oder JONAS von Ottomar Domnik in die Gegenwart. Er fühlte sich dem klassischen Hollywood und dem New Hollywood verbunden. Er hatte Lieblingsschauspieler (zum Beispiel Dean Martin und Robert Mitchum, über beide hat er ein Buch gemacht), und er konnte seine Liebe in Worten ausdrücken, auch wenn es sich um einen Nachruf handelte, der unter Zeitdruck zu schreiben war. Zwölf Schauspielerinnen- und Schauspieler-Porträts sind im Buch nachgedruckt: Jacqueline Bisset, Marlon Brando, Tom Cruise, Catherine Deneuve, Clint Eastwood (mit Verweisen auf seine Regiefilme), Audrey Hepburn, Dean Martin, Robert Mitchum, Jeanne Moreau, Frank Sinatra, James Stewart, Sharon Stone. Es gibt Nachrufe zu lesen auf Michelangelo Antonioni, Blake Edwards, Bernd Eichinger und den Autor Jörg Fauser, zwei Essays zum Werk von Veit Harlan und Stanley Kubrick und eine Medienreflexion zum 11. September 2001. Jeder Text hat es verdient, in diesem Buch abgedruckt zu werden. Am Ende, unter der Kapitelüberschrift „Lehrer“, würdigt Michael die Publizistin Frieda Grafe (anlässlich ihrer postumen Werkedition) und verabschiedet sich mit einem Nachruf von dem SZ-Filmredakteur Peter Buchka. Tom Tykwers Vorwort ist eine sehr persönliche Verneigung vor dem Filmkritiker Michael Althen. Mehr zum Buch: Michael-Althen/e451779.rhd . Morgen wird im Deutschen Theater in Berlin zum dritten Mal der „Michael Althen-Preis“ verliehen. Ausgezeichnet wird in diesem Jahr der Journalist und Blogger Hans Hütt. Mehr zum Preisträger: 13201108.html