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28. Oktober 2014

John Ford

2014.FordNatürlich müsste man jetzt in Wien sein und die Filme der diesjährigen Retrospektive der Viennale sehen. Sie ist dem großen John Ford gewidmet. 48 Filme von ihm werden gezeigt, einige frühe aus den 1920er Jahren kenne ich nicht, aber auch die späteren, die ich oft gesehen habe, würde ich gern auf einer Leinwand wieder-sehen. Aber Wien ist zurzeit weit von Berlin entfernt, und so muss ich mich mit der Lektüre des Katalogs begnügen. Es ist ein wunderbares John-Ford-Buch, es wird eröffnet mit einem grandiosen Essay von Hartmut Bitomsky, dem vierten Teil seiner „Passage durch die Filme von John Ford“, geschrieben im Sommer 2014, als Konklusion der ersten drei Teile, die 1978-80 in der Zeitschrift Filmkritik erschienen sind. Bitomsky verknüpft amerikanische Geschichte mit seinen Beschreibungen der Ford-Filme, beginnend mit der Episode THE CIVIL WAR in dem Film HOW THE WEST WAS WON, endend mit THE SEARCHERS, und die in der Chronologie springenden Beschreibungen sind in ihrer Genauigkeit, ihrem Gedankenreichtum, ihrer Ford-Nähe schlicht phänomenal. Sie stellen zwischen den Filmen, den Haupt- und Nebenfiguren, den Räumen, den dramaturgischen Konstellationen und den historischen Hintergründen Verbindungen her, die mich immer wieder überrascht haben. Besonders eindrucksvoll: die Passagen über THEY WERE EXPENDABLE und SEVEN WOMEN. Auf Bitomskys Text folgt eine kürzere, schöne Reminiszenz an MY DARLING CLEMENTINE von Susanne Röckel. Und Harry Tomicek nimmt in seinem Essay „The Old Masters: John Ford, John Ford and John Ford“ THE SEARCHERS zum Ausgangspunkt für eine ebenfalls sehr lesenswerte Hommage. Die Filme der Retrospektive werden in der zweiten Hälfte des Buches mit Texten aus vielfältigen Quellen vorgestellt (Redaktion Stefan Flach, Claudia Siefen). Die Fotos, alle in Schwarzweiß im Format 12 x 8,8 cm, sind sehr gut ausgewählt. Ein großes Kompliment an die Viennale für diesen „Katalog“. Mehr zur Retrospektive: retrospektive