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16. Oktober 2014

DIE ENTDECKUNG DEUTSCHLANDS (1916)

2014.Entdeckung DeutschlandsDrei Mars-Bewohner – der Gelehrte Marsilius, seine Tochter Marsilietta und Mavortin, Journalist der Mars-Zeitung Der Sonnensee – durchqueren im Herbst 1916 in zwei Flugbällen den Weltraum und landen auf einem Hausdach in München (Coverfoto). Sie mischen sich unter die Menschen auf dem Marienplatz, essen bayerische Brezn, trinken Bier und sprechen Deutsch. Sie fahren anschließend im Speisewagen nach Berlin und logieren im Hotel Adlon. Die beiden Männer unternehmen eine Reise durch Deutschland, besuchen die Zeiss-Werke in Jena, die neue Universität in Frankfurt am Main, den Dom in Köln, besichtigen ein U-Boot in Kiel. Die in Berlin gebliebene Marsilietta lässt sich von einem „Feldgrauen“, also einem verwundeten deutschen Soldaten auf Heimaturlaub, die Stadt zeigen. Eine zu ihm aufkommende Zuneigung wird durch die Verlobung mit Mavortin unterbunden. Ob die drei Besucher am Ende auf den Mars zurückkehren, wissen wir nicht, denn der Film DIE ENTDECKUNG DEUTSCHLANDS DURCH DIE MARSBEWOHNER aus dem Jahr 1916 ist nur in den 15minütigen Fragmenten einer holländischen Kopie erhalten. Die Kulturwissenschaftlerin Britta Lange hat sie eher zufällig entdeckt und dann mit großer Akribie viele Informationen über die Produktion und Rezeption des Films gesammelt. Produzent des „Propagandafilms“ war die Firma „Mars-Film GmbH“, als Spielleiter fungierten Georg Jakoby und Richard Frankfurter, die Darsteller waren Gustav Botz (Marsilius), Edith Meller (Marsilietta), Paul Heidemann (Mavortin) und Karl Moos (Feldgrauer). Die Uraufführung des zunächst zweistündigen Films fand im Dezember 1916 in Berlin statt, die Zensurfassung von 1917 war auf 1.729 Meter gekürzt, aus dem Jahr 1924 ist eine erneute Kürzung durch die Zensurkarte belegt. Die Autorin stellt den Film in größere Zusammenhänge, interpretiert seine propagandistischen Ziele, vergleicht ihn mit anderen Science-fiction-Filmen und „Weltraum-Fantasien“, informiert über die beteiligten Personen. Ein interessanter Band in der „Filit“-Reihe des Verbrecher Verlages, herausgegeben von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen. Mehr zum Buch: /detail/748