19. September 2014
Manfred Georg(e)
Er war promovierter Jurist, aber zum Beruf wählte er den Journalismus und seine Liebe galt vor allem dem Film; seine ersten Kritiken schrieb er 1916. In den 20er Jahren war er Redakteur zunächst beim Ullstein-Verlag, dann beim Mosse-Verlag und ab 1928 wieder bei Ullstein, als Feuilletonchef des Tempo. Da hieß er noch Manfred Georg, schrieb auch für Die Schaubühne und Die Weltbühne, war amerika-kritisch und galt als engierter Intellektueller. Vor den Nazis brachte er sich wegen seiner jüdischen Herkunft in der Tschechoslowakei in Sicherheit, war viel in Paris, schrieb für die Pariser Tageszeitung und emigrierte 1938 in die USA. Er wurde Chefredakteur des Aufbau und nannte sich dann Manfred George. Ab 1951 besuchte er mehrfach die Bundesrepublik, schrieb auch für westdeutsche und Schweizer Zeitungen und starb 1965 in New York. Es ist gut, dass in der Reihe „Film & Schrift“ an Manfred Georg(e) erinnert wird. Jennifer Boormann hat diesmal den einleitenden biografischen Essay geschrieben, der viele interessante Informationen enthält. Dokumentiert sind insgesamt 85 Filmkritiken und sieben andere Texte, darunter eine Hommage an Marlene Dietrich aus dem Jahr 1931. Die Filmkritiken verteilen sich auf die Kaiserzeit (3), die Zeit der Weimarer Republik (34), die NS- und Kriegszeit im Exil (33) und die Jahre 1948 bis 1965 (17). Es werden erstaunlich viele Filme rezensiert, die ihre Bedeutung behalten haben, zum Beispiel DIE STRASSE und SYLVESTER, IM WESTEN NICHT NEUES und MÄDCHEN IN UNIFORM, CONFESSIONS OF A NAZI SPY und THE SEVENTH CROSS, DIE SÜNDERIN, EXODUS und THE MISFITS. Die Texte sind knapp und pointiert formuliert, meinungsfreudig und verzichten auf feuilletonistische Pirouetten. Mehr zum Buch: VAx8axyWGT0