Aktuelles
03. September 2014

Geschichte der Kinowochenschau

2014.WochenschauBis in die späten 1970er Jahre gehörte die Wochenschau zum Bestandteil eines Kino-programms, dann wurde sie endgültig ein Opfer der „Tageschau“. Noch heute erinnere ich mich gut an den Vorspann der von den Amerikanern produzierten „Fox Tönende Wochenschau“, die 1978 eingestellt wurde. In der DDR gab es die Wochenschau „Der Augenzeuge“ im Dezember 1980 zum letzten Mal. Der Historiker Bernd Kleinhans (Pädagogische Hochschule Schwäbisch-Gmünd) hat im vergangenen Jahr eine sehr fundierte Geschichte der Kinowochenschau publiziert, auf die ich hier mit kleiner Verspätung hinweise. Einzeluntersuchungen zum Beispiel zur NS-Wochenschau gab es natürlich, aber eine Gesamtdarstellung zum Thema ist mir bisher nicht bekannt. Kleinhans strukturiert sein Buch chronologisch, beginnend mit den Anfängen der Wochenschau vor dem Ersten Weltkrieg. Dann folgt ein Kapitel zum Bild des Ersten Weltkrieges in den Wochenschauen, die damals als Informationsmedium eine große Bedeutung bekamen. Die Wochenschau in der Weimarer Republik teilt sich, technisch bedingt, vor allem in Stummfilm- und Tonfilmzeit. Es konkurrierten ab 1930 die „Deulig-Tonwoche“, die „Emelka-Tonwoche“, die „Fox-Tonwoche“ und die dominante „Ufa-Tonwoche“. Auch in der Zeit des Nationalsozialismus gab es noch viele Jahre diese Wochenschauen, auch wenn die Berichterstattung vereinheitlicht wurde. Der Neustart ab 1945 war von den Einflüssen der Besatzungsmächte geprägt, es dominierte in den Westzonen zunächst „Welt im Film“ (britisch-amerikanisch), die erste westdeutsche Wochenschau war „Blick in die Welt“, dann kamen „Fox Tönende Wochenschau“, „Welt im Bild“ und die „Ufa Wochenschau“ (später „Ufa dabei“); in der DDR wurde „Der Augenzeuge“ 1946 in die Kinos gebracht. Und die 1950er Jahre waren die große Zeit der Wochenschau in Ost und West. Dann drängte sich das Fernsehen in den Vordergrund, und es begann der langsame Abschied. Die Arbeit von Kleinhans ist hervorragend recherchiert (1.184 Quellenhinweise) und gut zu lesen – wenn man sich für die Geschichte der Wochenschau noch interessiert. Titelbild: Anzeige der „Messter-Woche“ in der Lichtbildbühne v. 19.10.1918. Mehr zum Buch: Ersatz-fuer-die-Wirklichkeit.html