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24. Juni 2014

Anschauen und Vorstellen

2014.Anschauen und Vorstellen23 Texte und die Einleitung des Herausgebers summieren sich zu einem sehr vielfältigen Buch über die gedanklichen und emotionalen Aktivitäten der Zuschauerinnen und Zuschauer im Kino, ihre Mitarbeit, ihre Imaginationen, ihr intellek-tuelles Vergnügen. Ausgangspunkt war eine internationale Tagung 2011 in Bremen. Ich nenne hier acht Einzeltexte und ein spezielles Kapitel, die mir besonders gut gefallen haben. Klaus Kreimeier eröffnet den ersten Teil („Emotio-nen“) mit einem sehr interessanten Text über „Blickstrategien in der frühen Kinematographie“. Julia Schoderer beschäftigt sich mit der Inszenierung moderner Krisenphänomene im Stummfilm am Beispiel von Robert Reinerts NERVEN (1919), der mit Recht neuerdings stärkere Beachtung findet. Der Herausgeber Heinz-Peter Preußer analysiert „Das imaginierte Böse in den ALIEN-Filmen von Ridley Scott bis Jean-Pierre Jeunet“. Es ist der Text mit den besten Abbildungen. Nina Schimmel referiert über die Sympathielenkung am Beispiel von NATURAL BORN KILLERS von Oliver Stone. Bei Kerstin Stutterheim geht es um „Dialogizität, Imagination und implizite Dramaturgie“ in Martin Scorseses SHUTTER ISLAND. Im zweiten Teil („Evokationen“) haben mich am stärksten beeindruckt: die Überlegungen von Michael Niehaus über das Voice-over in A LETTER TO THREE WIVES von Joseph L. Mankiewicz, die Erinnerungen von Johannes Pause an das „Jenseits der Bilder“ in den italienischen Politthrillern von Francesco Rosi, Damiano Damiani und Elio Petri, die Beschreibungen von Sabine Haenni, wie der Handlungsort Hafen in Marseille-Filmen dargestellt wird, und die Reflektionen von Heinz-B. Heller über den Dokumentarfilm und das Imaginäre. Das spezielle Kapitel („Exempel“) konzentriert sich mit sieben individuellen Texten auf den Film DAS WEISSE BAND von Michael Haneke, die Beiträge stammen von Janina Widfeuer, Constanze Breuer, Wolfram Bergande, Stephen Brockmann, Matteo Galli und Ulf Abraham. Band 4 der „Schriftenreihe zur Textualität des Films“. Eine Fundgrube für interessante wissenschaftliche Erkenntnisse. Mehr zum Buch: gelenkte-imagination-im-kino.html