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10. Juni 2014

Alain Badiou: Kino

2014.Badiou.KinoDer französische Philosoph Alain Badiou (*1937) hatte schon in jungen Jahren eine große Affinität zum Kino. Im Wiener Passagen Verlag sind jetzt seine gesammelten Schriften zum Film erschienen: 31 Texte und zwei Gespräche aus der Zeit von 1957 bis 2010. Der Ton hat sich über die Jahre verändert, man spürt die Entwicklung vom „Aktivisten“ zum altersweisen Philosophen. Es gibt eine Einführung und ein einleitendes Gespräch mit Badiou von Antonie de Baecque, dann folgen die Texte in chronologischer Reihenfolge. Wer zunächst einen Kerntext lesen will, sollte auf S. 321 beginnen: „Der Film als philosophisches Experiment“ (2003). Da werden, mit vielen konkreten Filmbeispielen, die Parameter des Blicks von Badiou aufs Kino deutlich. Mir haben drei Texte besonders gut gefallen: seine kurze Reflexion über Bressons LE DIABLE, PROPABLEMENT, publiziert 1978, seine „Notizen zu Murnaus DER LETZTE MANN“ (1997) und sein Essay „Das filmische Erfassen der Geschlechter“, der Antonionis IDENTIFICATIONE DI UNA DONNA zur Grundlage nimmt (2000). Schlöndorffs Film DIE FÄLSCHUNG wird in einer Kritik aus dem Jahr 1981 als „schädlich“ verurteilt. Da stimme ich mit Badiou nicht überein. Immer wieder sind Hinweise auf Ozu und aufs klassische Hollywood-Kino eingearbeitet. Schön lesen sich seine „Abgebrochenen Anmerkungen zur französischen Filmkomödie“ (1983). Der letzte Text beschäftigt sich mit A PERFECT WORLD von Clint Eastwood (2010). Es gibt keine Abbildungen, aber das ist kein Nachteil, vermisst habe ich ein Register, zumindest für die Filmtitel wäre dies hilfreich, um Badiou gelegentlich zu zitieren. Mehr zum Buch: 9783709200865&L=0