Aktuelles
05. Mai 2014

Walt R. Vian und das Filmbulletin

2014.VianDas Filmbulletin gibt es seit 1958, es ist inzwischen die einzige Filmzeitschrift in der deutschsprachigen Schweiz, und sie ist unbedingt lesenswert, weil sie den internationalen und den Schweizer Film im kritischen Blickfeld hat. „Kino in Augen-höhe“ heißt ihr Untertitel, ihr Chefredakteur ist Walt R. Vian, und nach 45 Jahren hat er sich jetzt aus dieser Position verab-schiedet. Er ist einer der sachkundigsten Filmjournalisten, die ich kenne, und deswegen gebührt ihm ein Abschiedsgruß, verbunden mit dem Hinweis auf das gerade erschienene Heft 3/2014, in dem er gebührend gewürdigt wird.

2014.FilmbulletinAuch in der reichen Schweiz muss eine Filmzeitschrift um die öffentliche Förderung kämpfen. Es ist Vian über all die Jahre gelungen, ausreichend finanziert zu werden. Das Bundesamt für Kultur (Bern), die Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich und die Stadt Winterthur sorgen inzwischen für eine akzeptable Unter-stützung. Acht Hefte pro Jahr können zurzeit produziert werden. Das Verhältnis Text/Bild ist ideal. Die Struktur („Kurz belichtet“, „History“, „Hommage“, „Filmforum“, „Neu im Kino“, „Essay“, „Kolumne“) ist variabel, es gibt jeweils erkennbare Schwer-punkte. „Kurz belichtet“, das sind Festivalberichte, Ausstellungs-rezensionen, kleine Nachrufe, die Buchkolumne von Frank Arnold, die DVD-Kolumne von Johannes Binotto. Im Hauptteil stehen nicht allein die Regisseure im Fokus, es wird eine „politiques des collaborateurs“ verfolgt: Drehbuchautoren, Komponisten, Kameraleute, Filmtechniker werden porträtiert. Im neuen Heft gibt es ein Gespräch mit dem Toningenieur Bruno Tarrière. Natürlich werden auch die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht vergessen. Bei den Autorinnen und Autoren gibt es einen harten Kern (Frank Arnold, Johannes Binotto, Natalie Böhler, Christoph Egger, Irene Genhardt, Flavia Giorgetta, Martin Girod, Oswald Iten, Pierre Lachat, Michael Lang, Gerhard Midding, Michael Ranze, Erwin Schaar, Doris Senn, Stefan Volk, Martin Walder) und profilierte Gäste (zuletzt: Norbert Grob über Douglas Sirk, Marli Feldvoss über Alain Resnais, Erika Richter über Elio Petri, Thomas Tode über Dziga Vertov). Walt R. Vian hielt sich als Autor zurück, er konzipierte und koordinierte. Vor vielen Jahren haben wir ein langes Gespräch über die Filmarchivierung und die Deutsche Kinemathek geführt (publiziert im Heft 5/1998). Das Filmbulletin ist für mich seit Jahrzehnten Pflicht- und Neigungslektüre. Tereza Fischer als neue Chefredakteurin verbindet mit Walt R. Vian offenbar die Liebe zum Kino. Das lässt hoffen. Mehr zum Filmbulletin: HP/338ih.php