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02. Mai 2014

Der Fotograf Hans Casparius

2014.Casparius 2Eigentlich wollte er Schauspieler werden. In Filmen von Johannes Guter, Ernö Metzner und G.W. Pabst spielte er ab 1928 auch kleine Rollen. Aber dann machte er als Fotograf Karriere. Seine Porträts und Reisebilder, seine Werkfotos von Dreharbeiten in den frühen 1930er Jahren haben einen eigenen Stil, sind ganz nah an den Menschen, wirken oft wie Schnappschüsse. Hans Casparius (1900-1986) hat ein großes fotografisches Werk hinterlassen. Es wird von der Deutschen Kinemathek betreut. 1978 war ihm eine Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Berlin gewidmet, mit einer inzwischen legendären Publikation, redaktionell betreut von Jürgen Berger und Hans-Michael Bock. Bei edition text + kritik ist jetzt, herausgegeben von Wolfgang Jacobsen, ein kleiner, aber sehr schöner Bildband erschienen, der noch einmal die großen Stärken der Casparius-Fotos in Erinnerung ruft. Mit Straßenszenen aus Berlin, New York, London und Tel Aviv, Reisebildern aus Afrika, USA und Kanada, mit wunderbaren Porträts von Louise Brooks, Sybille Schmitz, Peter Lorre, Theo Lingen und Asta Nielsen, Hans Feld,  Ernst und Paul Morgan, Hanns Sachs und Leo Baeck, mit Werkfotos von den Dreharbeiten zur 3-GROSCHEN-OPER von G.W. Pabst (die 22 Fotos sind in der Mitte der Publikation platziert), zur WEISSEN HÖLLE VOM PIZ PALÜ und ZIGEUNER DER NACHT. Textdokumente von Kenneth MacPherson, Arnold Höllriegel, Georg Herzberg, Arthur Rundt und ein sensibles Nachwort des Herausgebers Jacobsen geben den Bildern einen vertiefenden Hintergrund. Einer Kurzbiografie am Ende des Bandes entnahm ich, dass die „Photospezialhandlung“ von Casparius ab 1932 einen öffentlich zugänglichen Laden am Kurfürstendamm 156 besaß, also im WEGA-Komplex am Lehniner Platz, in dem wir heute wohnen. Casparius ist 1933 emigriert, hat zunächst in Wien, dann in London gelebt. Bei der Ausstellungseröffnung 1978 war er anwesend, ich erinnere mich an ihn als einen freundlichen älteren Herren. Titelfoto: Indianer, Banff (Alberta/Kanada, 1931). Mehr zum Buch: U2IXqhzdJgs