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18. Februar 2014

TAT/ORT

2013.TAT:ORTMit der Krimireihe in unserem Ersten Fernsehprogramm hat dieses Buch nicht das Geringste zu tun. Es handelt sich vielmehr um die Dissertation des Schweizer Filmwissenschaftlers Johannes Binotto, mit der er 2010 in Zürich promoviert hat. Den Eingang in seinen Text bildet das Horrorhotel „The Castle“ in Chicago, das der Serienmörder H. H. Holmes in den 1890er Jahren erbauen ließ und zu einem Tatort machte. Am Ende, als Ausgang, sind wir in dem von Gregor Schneider ab 1985 erbauten „Haus ur“ in Mönchengladbach-Rheydt, das  wie ein Irrgarten funktioniert. Auf der Basis des von Freud und Lacan für die Psychoanalyse definierten „Unheimlichen“ schlägt Binotto einen großen historischen Bogen durch die Kulturgeschichte, von Giovanni Battista Piranesi über Edgar Allen Poe, Charlotte Perkins Gilman, H. P. Lovecraft bis zu Fritz Lang („Obskure Kammern“) und Dario Argento („Perverse Räume“). Bei jeder Person findet der Autor einen für die Thematik individuellen Kern. Und wer eine Affinität zum Unheimlichen hat, wird mit vielen Entdeckungen konfrontiert. Dass Binotto ein glänzender Stilist ist, wissen wir u.a. aus seinen Texten für das Film-Bulletin. Seine Dissertation wurde von Elisabeth Bronfen wissenschaftlich betreut. Ein kleiner Nachteil des Buches: die Abbildungen sind technisch nicht gerade brillant. Titelfoto: Detail aus Hans Holbeins „The Ambassadors“ (1533). Mehr zum Buch: tatort-2178