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06. Dezember 2013

Die Tagebücher von Richard Burton

2013.Richard BurtonSie waren ein paradigmatisches Star-Paar in den 1960er und 70er Jahren: Elizabeth Taylor und Richard Burton. Sie waren zweimal miteinander verheiratet, einmal zehn Jahre, dann noch einmal neun Monate. Die Biografien über die beiden inklusive aller Gewissheiten und Vermutungen sind kaum zu zählen. Was können uns da die Tagebücher von Richard Burton, die jetzt bei Haffmans & Tolkemitt auf Deutsch erschienen sind, noch Neues erzählen? Wenn man sich für die Gedankenwelt eines großen Schauspielers, für seine Arbeit, seine Selbstzweifel, seinen Alltag interessiert, dann ist das ein faszinierender Lesestoff. Wenn man alle Eintragungen der deutschen Ausgabe (sie wurde gegenüber der englischen etwas gekürzt) vom 1. Januar 1965 bis zum 23. März 1972 liest, dann sind das mehr als 600 Seiten. Es ist die Zeit von WHO’S AFRAID OF VIRGINIA WOOLF?, THE TAMING OF THE SHREW, DOCTOR FAUSTUS, THE COMEDIANS und BOOM bis zu RAID ON ROMMEL und THE ASSASSINATION OF TROTSKY. Interessante Regisseure sind dabei im Spiel (Mike Nichols, Franco Zeffirelli, Peter Glenville, Joseph Losey, Henry Hathaway), auch viele Kolleginnen und Kollegen natürlich, und es wird ständig gereist. Burton ist ein kluger Kopf, er nimmt sich Zeit zum Lesen, zum Nachdenken. Er nutzt das Tagebuch streckenweise wirklich zur Selbstreflexion. Manchmal flüchtet er andererseits in die Aufzählung von Speisen und Getränken, das ist dann weniger interessant. Der Herausgeber Chris Williams hat sensibel gekürzt, hilft mit wichtigen Anmerkungen und hat eine kluge Einleitung geschrieben. Mehr zum Buch: richard-burton-die-tagebucher/