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24. Juni 2013

Hans Wollenberg

2013.WollenbergEr war, wenn man dem Titelfoto glaubt, ein meinungsfreudiger Mann. Hans Wollenberg (1893-1952), ausgebildeter Jurist, Redakteur des Fachblattes Lichtbild-Bühne von 1920 bis 1923, Chefredakteur von 1927 bis 1933, leitete von 1934 bis 1938 die Wochenzeitschrift des Reichs-bundes jüdischer Frontsoldaten Der Schild, ging 1938 ins Exil nach Prag, lebte und arbeitete ab 1939 in Großbritannien, schrieb 1948 das Buch „Fifty Years of German Film“, war ab 1949 als Gast  zu Vorträgen in Deutschland und starb 1952 in London. Eine fast paradigmatische Exil-Biografie, die von Ulrich Döge in seinem einleitenden Essay („Kosmopolit des Films“) auf siebzig Seiten bestens recherchiert geschildert wird. 70 Filmkritiken und 28 Aufsätze sind in dem Band dokumentiert. Sie sind meinungsfreudig, aber vor allem sachlich und voller Respekt vor den Machern der Filme. Beispielhaft finde ich seine Texte über SCHERBEN (1921) von Lupu Pick, DER MÜDE TOD (1921) von Fritz Lang (mit dem Resumée: „Die ihr an die Zukunft des Kinos glaubt, seht euch dieses Lichtspiel an! Die ihr dem Kino mißtraut, seht es euch erst recht an – aber laßt alle Bühnen-weisheit, laßt die Hamburgisch Dramaturgie  und den Laokoon hübsch zuhause. Denn ihr seid bei einer neuen Muse zu Gaste.“), DAS WEIB DES PHARAO (1922) von Ernst Lubitsch, DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT (1928) von Kurt Bernhardt und ALL QUIET ON THE WESTERN FRONT (1930) von Lewis Milestone. Und natürlich muss man seinen Aufsatz „Der Jude im Film“ aus dem Jahr 1927 lesen. Schön, dass die Reihe „Film & Schrift“, herausgegeben von Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen, mit ihrem 16. Band an Wollenberg erinnert. Mehr zum Buch: werke_default_film