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10. Mai 2013

Mit Herz und Auge

UMS2295.inddEs geht um die Liebe im sowjetischen Film und in der Literatur in der Zeit zwischen 1956 und 1990. Natalia Borisova unterrichtet russische Literatur und Sprache an der Universität Konstanz. Geleitet von den kommunikations-theoretischen Ansätzen von Roland Barthes (die Sprache der Liebe), Michel Foucault (der Diskurs der Liebe) und Niklas Luhmann (der Code der Liebe) untersucht die Autorin den Codewandel  in der Sowjetunion vor allem in den 1960er und 70er Jahren. Sie zeigt an vielen Beispielen, wie sich die Regeln des öffentlichen Verhaltens auflösen und dabei ein autonomer Raum für Liebesbeziehungen entsteht. Aber auch diese Liebe folgt oft noch alten Normen. Es sind vor allem die späten 50er und die 60er Jahre, die in Filmbeispielen analysiert werden; dabei stehen DER EINUNDVIERZIGSTE (1956) von Grigori Čuchraj, DIE KRANICHE ZIEHEN (1957) von Michail Kalatozow, NEUN TAGE EINES JAHRES (1961) von Michail Romm, UND WENN DAS LIEBE IST? (1961) von Julij Rajsman und mehrere Filme von Andrej Michalkow-Končalowskij im Mittelpunkt. Im zweiten Teil der Publikation dominiert die sowjetische Literatur. Auch im letzten Kapitel („Der Krieg der Geschlechter“) bleibt der Film im Hintergrund. Borisovas Erkenntnisse sind auch dann interessant, wenn man die Romane oder Erzählungen nicht gelesen hat. Ihre Hinweise auf WARTE AUF MICH (1943) von Aleksandr Stolper als „Vorgängerfilm“ von DIE KRANICHE ZIEHEN haben mich besonders interessiert. Mehr zum Buch: ts2295/ts2295.php