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18. April 2013

Leben und Sterben des Philip Werner Sauber

2013.EdschmidPhilip Werner Sauber (*1947) war Schweizer Bürger, gehörte zum zweiten Jahrgang der Filmakademie in Berlin (dffb), schloss sich der „Bewegung 2. Juni“ an und starb am 9. Mai 1975 nach einem Schusswechsel mit der Polizei in Köln. Der Roman „Das Verschwinden des Philip S.“ von Ulrike Edschmid (*1940) erzählt sein Leben so genau, authentisch und zugeneigt, wie es nur aus einer großen, erfahrenen Nähe möglich ist. Die beschriebene Zeit liegt inzwischen vierzig Jahre zurück. Sie ist in vielen Dokumenten und Fiktionali-sierungen rekonstruiert worden, aber wohl noch nie aus so unmittelbarer Innensicht, mit so viel emotionaler und reflexiver Identifikation. Auch wenn sich die Wege von Ulrike E. und Philip S. 1972 langsam trennten und ihn sein unabdingbarer Gerechtigkeitssinn in den Untergrund trieb, blieben Verbindungen bestehen. Ulrike hat ab 1969 selbst an der dffb studiert, die Produktionsmittel genutzt, sich aus den politischen Debatten der Akademie aber eher herausgehalten. Philip war immer wieder in seiner zurückhaltenden Art im Schneideraum oder im Trickstudio präsent. Ich kann mich an Begegnungen im Büro von Helene Schwarz erinnern, und auch sein Film DER EINSAME WANDERER (1968) ist mir im Gedächtnis. Philips Verschwinden haben wir in der DFFB wahrgenommen, sein Ende hat uns schockiert. Eine große Rolle spielt in Ulrike Edschmids Roman ihr damals kleiner Sohn Sebastian (*1965) aus der kurzen Ehe mit Enzio Edschmid. Um ihn hat sich Philip offenbar wie ein junger Vater gekümmert, aber das hat ihn nicht von seinem konsequenten Weg zurückhalten können. Es ist vielleicht mehr als eine biografisch-familiäre Pointe, dass Sebastian Edschmid ab 1992 an der dffb studiert hat. Eine lesenswerte Rezension des Buches von Ulrike Edschmid hat Verena Lueken in der FAZ publiziert: einer-nimmt-seinen-koffer-und-geht-12138537.html. Mehr zum Buch: ulrike_edschmid_42349.html