Aktuelles
18. Oktober 2012

Werner Herzog

In Berlin beginnt morgen eine kurze, aber intensive Werner-Herzog-Saison. An zwei Abenden ist er in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zu Gast und liest dort aus seinem Buch „Die Eroberung des Nutzlosen“, dann wechselt er am 21. ins Kino Arsenal und führt dort in seinen Film DEATH ROW (2012) ein. Am 26. Oktober findet im Museum für Film und Fernsehen ein Symposium über Herzogs neue Filme statt: „An den Grenzen“. Eine gute Gelegenheit, um auf die neue, sehr lesenswerte Werner-Herzog-Biografie von Moritz Holfelder aufmerksam zu machen. Sie ist von Herzog nicht autorisiert worden, weil er bekanntlich sein Leben mit vielen Geheimnissen verknüpft, sich gern selbst stilisiert und natürlich nicht an der biografischen Konkretisierung durch eine ihm fremde Person mitwirken wollte. Holfelder macht daraus sein eigenes Spiel. Er hat sich auf eine persönliche Spurensuche begeben, viele Menschen gefunden, die über Herzog etwas zu sagen haben und sich nicht vom Familienclan vereinnahmen ließen. In Filmen und Interviews hat Herzog selbst sich ja auch sehr konkret geäußert. Aus dem Puzzle ist ein spannendes Buch geworden, zumal der Autor mit der Herausforderung der Wahrheitsfindung spielerisch umgeht. Es gibt acht „Annäherungen“ und vier „Dramolette“, in denen das Material originell verarbeitet wird. Zudem ist es beeindruckend, wie tief Holfelder in seinen Interpretationen in die künstlerische Herzog-Welt eindringt. Auch der Opernregisseur kommt dabei nicht zu kurz. Und die Zeit ab 1995, die Herzog weitgehend in Amerika verbringt, wo er inzwischen viel bekannter ist als in Deutschland, hat dabei einen hohen Stellenwert. Eigentlich kann WH mit dem Buch sehr zufrieden sein, aber Zufriedenheit ist keine zu ihm passende Charaktereigenschaft.