09. Dezember 2003
Hardy Krüger
Ausstellungseröffnung im Filmmuseum Berlin
Exzellenz, sehr verehrte Frau Staatssekretärin, lieber Hardy Krüger, meine Damen und Herren,
persönlich kennengelernt habe ich Hardy Krüger heute vor einem Jahr. Aber ich kenne ihn seit 50 Jahren. Es ist ja ein Privileg der Schau-spieler, dass man sie kennt, ohne von ihnen gekannt zu werden. Schon 1953, als relativ junger Mensch, war ich kinosüchtig. Ich habe damals – und ich erinnere mich gut daran – den Film Solange du da bist gesehen.
Er war zugelassen ab 12 und gab mir einen Einblick in die Welt des Films. Der Film hat eine gewisse Aktualität behalten, er handelt von der Vermarktung von Lebensläufen und kritisiert die Brutalität der Medien. Die Geschichte – mit Maria Schell, O. W. Fischer und Hardy Krüger – hat mich damals sehr beeindruckt, wobei mir Hardy Krüger natürlich deutlich näher stand als O. W. Fischer.
Schwieriger war es mit dem amerikanischen Film Die Jungfrau auf dem Dach. Otto Preminger drehte ihn 1952 in zwei Versionen, in der deutschen spielten Johanna Matz und Hardy Krüger die Hauptrollen, aber man musste 18 sein und sich über die Vorbehalte der katholischen Kirche hinwegsetzen, um ins Kino zu kommen. Das klappte erst Jahre später.
Wirklich wichtig wurde Hardy Krüger für mein Kinoleben mit vier Filmen:
Der Rest ist Schweigen von Helmut Käutner wurde 1959 im Wettbewerb der Berlinale gezeigt. Eine Hamlet-Interpretation, angesiedelt in der Gegenwart der fünfziger Jahre im Ruhrgebiet. Hardy Krüger spielte den Hamlet. Ein hoch interessantes Experiment. Ich denke, dass der Film damals verkannt wurde.
Zwei unter Millionen war und ist noch immer ein Berlin-Film, der über große realistische Qualitäten verfügt, was damals, 1961, durchaus auch gesehen wurde. Und ich glaube, dies war einer der schönsten Filme, die Hardy Krüger in Deutschland gedreht hat.
Mit Hatari! von Howard Hawks war Hardy Krüger 1962 schon mitten in einer internationalen Karriere. Der wunderbare Afrika-Film von Howard Hawks mit John Wayne und Elsa Martinelli ist noch heute ein Stück klassisches Abenteuerkino.
Sonntage mit Sybill – Les dimanches de ville d’avray von Serge Bourguignon, der um 19 Uhr zum Beginn einer Filmreihe hier im Arsenal gezeigt wird, ist eine schöne, poetische Parabel über Freundschaft und Liebe, wie man sie nicht vergisst. Und ich freue mich sehr, dass Serge Bourguignon heute bei uns zu Gast ist.
Die vier genannten Filme sind rund 40 Jahre alt, sie haben ihre Qualität und Bedeutung behalten. Sie dokumentieren die Vielseitigkeit des Schauspielers Hardy Krüger, die sich in den folgenden Jahrzehnten noch erweitert hat. Mit diesen und vielen anderen Filmen habe ich – hat das Kinopublikum – Hardy Krüger schätzen und lieben gelernt.
Das ganz Besondere an Hardy Krüger – und dies dokumentiert die Ausstellung, die wir heute eröffnen – ist seine Weltläufigkeit, der weite Horizont, in dem er sich bewegt. Dafür gilt ihm unsere Bewunderung.
Ich danke ihm für die freundliche Zusammenarbeit bei der Vorbereitung unserer Hommage. Ich danke der französischen Botschaft und ganz besonders Ihnen, lieber Claude Martin, für vielseitige Hilfe und Unterstützung. Ich danke unserem Medienpartner InfoRadio.
Konzipiert wurde die Ausstellung von Peter Jammerthal, mitgeholfen haben Nils Warnecke und Christina Ohlrogge. Ihnen danke ich sehr. Ich danke außerdem Jan Drehmel für die Gestaltung der Ausstellung,der Firma PPS für die Realisation und Christiane Rütz für eine sehr aktive Mitarbeit.
Am 9. Dezember 2002 war Hardy Krüger zum ersten Mal zu Gast in unserem Haus. An diesem Tag haben wir – in Anwesenheit des französischen Botschafters – die Hommage verabredet, die wir heute eröffnen. So feiern wir diesen Jahrestag als Resultat eines organisatorischen Zufalls – und ich heiße Sie dazu herzlich willkommen.
Nun spricht die Staatssekretärin für Kultur und Vorsitzende des Stiftungsrates der Kinemathek, Barbara Kisseler, in Vertretung des Regierenden Bürgermeisters, der zur Zeit in einer Senatsklausur über die Zukunft Berlins berät.