01. Mai 1987
Die Feuilletonistin Karena Niehoff
Ein Porträt der Filmkritikerin
Sie ist eine Persönlichkeit, und sie weiß das. Sie liebt Rituale. Wenn sie irgendwo hereinkommt, ist das ein Auftritt. Mit oder ohne Hut. Sie kann sich mühelos selbst zum Mittelpunkt einer Pressekonferenz machen, wenn sie ihre bohrenden, immer ein bisschen nörgelig klingenden Fragen stellt. Und Pressekonferenzen ohne sie sind von vornherein etwas langweiliger. Also möchte man sie aus der Berliner Kultur nicht wegdenken.
Sie heißt Karena Niehoff, und das ist wahrhaft ein klangvoller Name.
Sie hat – vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren – nicht mehr zu zählende Filmkritiken für den Berliner Tagesspiegel geschrieben. Aber sie war und ist keine Filmkritikerin. Ihre Texte handeln auch: von Theater, Kunst, Musik, fremden Ländern und interessanten Menschen. Im Prinzip schrieb und schreibt sie über Gott und die Welt, Abteilung: Feuilleton. Sie ist heute Berliner Kulturkorrespondentin der Süddeutschen Zeitung.
Aber ich blicke zurück.
Filmkritiken in den fünfziger Jahren waren oft langweiliger als die Filme, die kritisiert wurden. Sie waren besserwisserisch (weil die Kritiker es nicht besser wussten), sie lasen sich wie Lob und Tadel des Deutschlehrers unter dem Schulaufsatz. Die Filmkritiker gingen damals nicht gern ins Kino. Sie wurden hingeschickt.
Zur Pflichterfüllung gehörte das künstlerische Urteil. Darunter brachen vor allem die amerikanischen Genrefilme zusammen. Auf dem Friedhof des deutschen Zeitungsfeuilletons wurden damals – fast namenlos – unter anderem John Ford, Howard Hawks, Fritz Lang, Douglas Sirk, Michael Curtiz, Anthony Mann und Samuel Fuller begraben. Geliebt wurden die charmanten Franzosen (Clair, Carné), die handfesten Italiener (De Sica, Fellini), die soliden Engländer (Reed, Lean), der tiefsinnige Skandinavier (Bergman). Zu deutschen Filmen verhielten sich die Kritiker wie Homöopathen zu ihren Patienten: sie redeten ihnen gut zu und verschrieben harmlose Medikamente.
Ja, es gab natürlich Gunter Groll in München („Der Kritiker sage das Schwere leicht…“), der mit heiterer Gelassenheit Filmkritiken in der Süddeutschen Zeitung schrieb: Lesefutter I – IX, trotzdem kein Kerr, aber ein begnadeter Stilist und Pointenkünstler; nur die Ideologiekritiker haben ihn nicht gemocht.
Und Karena Niehoff? Sie ging ins Kino: als Journalistin, neugierig, beobachtend, denkend, schreibend. Offenbar ging sie gern ins Kino und ohne anschließend zu seufzen. Sie hat in jener Zeit – ich rede von den fünfziger Jahren – ihren individuellen Stil gefunden: ironisch, assoziativ, scheinbar vernünftig, mit einem Überschuss an Phantasie, mit der Liebe zum Paradoxen. Niemals hat sie in ihren Texten einen Film analysiert. Denn Systematik ist ihr ein Greuel. Sie hat sich den Filmen von außen – sie betrachtend, sie umspielend – genähert. Ihre Texte sind witzig, aber die Pointen fallen eher beiläufig, in Nebensätzen, werden mit einer raffinierten Naivität vorbereitet und nicht genussvoll ausgekostet. Charakteristisch sind: gedankliche Umwege, kapriziöse Einschübe, ungewöhnliche Sprachfiguren, befremdliche Adjektive. Ihr Manierismus ging bis zur Selbstparodie. Mut zum Subjektivismus im Kampf gegen die Bleischwere der Oberlehrer.
Die gab es landesweit, und im Tagesspiegel hießen sie damals HDW, G.Pf., Ha, -ng, W.S.
Karena Niehoff (K.Nf.) schrieb damals viele Filmkritiken, aber sie war keine Filmkritikerin. In der Zeitung wurde sie „Sonderkorrespondentin“ genannt. Sie berichtete von der Achthundertjahrfeier für Bernhard von Clairvaux in Mainz, von der Enthüllung eines „Bären-Meilenstein“ an der Autobahn Köln-Frankfurt, von der Fürstenhochzeit in Monaco, von den Filmfestspielen in Cannes und Venedig. Sie schrieb Reiseberichte, Reportagen, Feuilletons. Wenn ich sie „die Feuilletonistin“ nennen, dann ist das natürlich kein Schimpfwort.
In einem neueren Handwörterbuch der Publizistik (Bonn 1986) steht zwar: „Im Alltagsleben wird unter Feuilletonstil vielfach das ‚Blenden mit formulierten Halbwahrheiten’ verstanden“, aber vorher heißt es dort, Feuilletonstil seit die „wirkungsbedachte Herausstellung unwesentlicher und alltäglicher Dinge zu reizvoll scharfer Betrachtung des Einzelgeschehens.“ Trivialer definiert heißt das: Feuilletonistische Texte sind genau, unterhaltsam und geistreich. Am besten zitiere ich noch Lenin: „Die geistreiche Schreibweise besteht unter anderem darin, dass sie Geist auch beim Leser voraussetzt, dass sie nicht alles ausspricht, dass sie die Beziehungen, Bedingungen und Einschränkungen, unter welchen allein ein Satz gültig ist und gedacht wird, den Leser sich selbst sagen lässt.“ (Aus dem philosophischen Nachlass).
Zurück zu Karena Niehoff. Ihre Texte – organisiert auf einem meist großräumigen Spielplatz der Gedanken und Worte – machen es nicht leicht, aus ihnen zu zitieren. Dennoch einige Beispiele.
Die Kritik des Films der engel, der seine harfe versetzte (1958) beginnt so: „Der Titel, der ein himmlisches Wesen mit einer ziemlich menschlichen Kalamität zusammenbringt, ist schon ein Programm: dem Alltag sollen Flügel angesetzt werden, damit er nicht zu schal am Boden krauche, das Gefieder wiederum will man stutzen, damit es sich nicht allzu prachtrauschend auf unsere vertraute Welt senke. Diese doppelte Prozedur einer träumerisch-realistischen Balance hätte immerhin einen Pfau hervorbringen können; es ist jedoch mehr ein Haushuhn geworden: ein bisschen über die Erde erheben kann es sich wohl, aber allzu viel Schimmer verbreitet es nicht. Das wäre René Clairs Sache gewesen. Kurt Hoffmann macht nie das ganz Gewöhnliche, aber zum Ungewöhnlichen schwingt er sich denn doch nicht auf.“ (1.4.1959)
Waghalsig das Resümee des Films der rest ist schweigen (1959) von Helmut Käutner: „Der Film ist der Unfall eines begabten Jongleurs, der seine viel zu schweren Bälle über den Baum der Erkenntnis werfen möchte und dabei im Geäst falscher Träume hängen bleibt; manchmal sogar schon im Zaun der Pedanterie.“ (3.7.1959)
An den Film die halbstarken (1956) von Georg Treßler arbeitet sie sich so heran: „Wie die Tanzbären in den Dörfern vorgeführt werden, wenn Jahrmarkt ist, so haben nun auch wir unsere Halbstarken aus den Käfigen der Filmateliers auf den Marktplatz geführt. Nur rücken wir in Deutschland mit diesen Darbietungen langsam und bedächtig heraus, zeigen unsere landeseigenen gefährdeten und gefährlichen Kinder erst vor, nachdem alle anderen ihre oft recht geistvoll ausgestatteten Buden allmählich schon wieder abgebrochen, beziehungs-weise auf neue Schaustücke unserer Traurigkeit umdekoriert haben.“ Viel Positives hat sie im Film selbst dann nicht entdecken können („Man erfährt von all den jungen Leuten mit Ausnahme des Anführers, bei dem der familiäre Bazillenboden des Unglücks wenigstens kurz und ganz geschickt angeleuchtet wird, nichts…“), aber am Ende, wenn es um die Schauspieler geht, wird der Text in seinen Analogien noch einmal spannend: „Horst Buchholz gelingt es, wie immer, mit seiner exzentrischen Phantasie sich in Allüre, Ton, Bewegung, ganz und gar mit der etwas hysterischen, vulgären Begabtheit des nur halb enthemmten Bandenführers vollzusaugen, sehr ausdrucksvoll hält sich neben ihm als Bruder Christian Doermer, dessen intelligentes, selbständiges Jungengesicht sowohl aus der Schablone des Groben als des Zimperlichen fällt. Die Neuentdeckung Karin Baal ist als ehrgeizige Klein-Lilith, die den Schwachen verachtet und den Starken anstachelt, verblüffend mühelos böse, sie schafft es allein mit ihrem harten, traumlosen Gesicht, ein bisschen Film-Manon, ein bisschen zähe Hinterhausausgabe der schwierigeren und süßeren Marina Vlady.“ (7.10.1956). Nichts will Karena Niehoff auf den Begriff bringen, aber möglichst viel aufs Tablett ihrer Assoziationen. Auch sie muss dann gelegentlich jonglieren, um nicht aus dem Gleichgewicht der Gedanken zu geraten.
Im Umgang mit Sprachbildern ist Karena Niehoff großzügig, im Umgang mit Schauspielern nicht kleinmütig, aber leider oft gerecht. Über Maria Schell in une vie (1958): „Der Krug geht solange zu Tränenwasser, bis er bricht. Nur – niemandem bricht dabei das Herz. Frau Schell will immer so gequält eine ganze Schauspielerin sein. Über dieser Bemühung bleibt sie eine halbe; und das ist allemal schlimmer, als gar keine scheinen zu wollen.“ (20.6.1959). Über Nadja Tiller als die botschafterin (1960): „Frau Tiller wusste ja bisher meist einigermaßen weltstädtisch und gelassen mit ihrer Schönheit umzugehen. Hier trägt sie den Chic qualvoll elegant und schneidig dressiert vor sich her, jede Bewegung ein Signal des Großgedachten, jedes Kleid eine Sturmfahne des Selbstbewusstseins.“ (19.11.1960). Über Ruth Leuwerik als königin luise (1956): „Frau Leuwerik hat zuweilen sehr mit der kleinbürgerlichen Plaudersucht des Drehbuches zu kämpfen. Die Friedlichkeit des Anfangs überzieht sie noch durch langwieriges gefühlvolles Augenplinkern und manche andere, auch stimmliche Neigung zu hektischer Innigkeit. Nachher, als es immer ernster wird, hält sie den zahlreichen Großaufnahmen, in denen ihr Gesicht die ganze Misere des Landes spiegeln muss, nicht ohne Würde stand.“ (7.4.1957).
Und – wo bleibt das Positive? – über O.W. Fischer als Hauptmann Blunschli in helden (1958): „Erstaunlich, mit welcher Luftigkeit und Lustigkeit sich O. W. Fischer in diesem Alltagsmenschen einrichtet. Der approbierte Gewichtheber der Innerlichkeit, finsterer Liebesalchimist aus der ehrgeizigen Filmdrogerie – den hat der schon beim Fernsehen oft aufgefallene Regisseur Franz Peter Wirth offenbar zu einem Ritt über den Bodensee verführt, nach dem er sich, wohl zu seiner eigenen Verwunderung, wie vom Fieber genesen wieder findet. So unbetont, so ohne dämonisch umwölkte Stirn, so menschenfreundlich sah man ihn noch nie.“ (21.1.1959).
Mit dem Tonfall der maliziösen Ironie kommt Karena Niehoff vielen Filmen natürlich nicht bei. Die leisten so starken künstlerischen Widerstand, dass Stil und Haltung der Journalistin eine andere Sprache abfordern. Über panzerkreuzer potemkin, als er 1959 wiederaufgeführt wurde: „Eisenstein hat etwas gesehen, und er hat das Gesehene zu einem Affekt geladen, zu seinem Ziel hin kommentiert. Und diese Verbindung von Sein und Sollen, von Eindruck und Ausdruck stellte er allein durch die damals in Russland zum ersten Mal benutzte Montage her; der Schnitt als Wegweiser für die Augen, als Signal für das Herz, das Zueinandergreifen und Auseinanderplatzen von stillen Schiffen und großen Köpfen, von Ruhe und Bewegtheit, von Menschen, Dingen und Ideen.“ (15.7.1959). Über Antonionis la notte (1960): „Dieser Regisseur schildert einen höchst beunruhigenden Vorgang zwischen zwei Menschen, einem Ehepaar, oder sogar mehr isoliert in ihnen als zwischen ihnen, mit einer starren Ruhe, mit einer fast Angst machenden Leblosigkeit, einer schwebenden, seidenen Geduld, die die aschgraue Last dieser schlaflosen Mailänder Sommernacht zu einem Rieselfeld der Apathie macht. Auf dem wandern die beiden wie Tote, die soeben erst ihres Zustandes gewahr geworden sind und nun den Lebenden eine neue, ganz besondere Aufmerksamkeit zuwenden, die überwachte Aufmerksamkeit der von sich selbst ermüdeten.“ (4.7.1961).
Vielleicht muss man diese Zitate heute gegen den Anschein des Prätentiösen in Schutz nehmen. Die Texte waren sensible Reflexe auf die Herausforderung, die diese und ähnliche Filme damals bedeutet haben. Karena Niehoff ist dabei immer auf der Suche nach einem sprachlichen Klima, in dem sie assoziativ auf das Gesehene, Gefühlte, Gedachte, Erlebte reagieren kann. Keine Analyse, keine vernünftige Dialektik, sondern paradoxe Spannungen, die bis zur süchtigen Beschwörung gehen. Über l’année dernière a marienbad (1961) schreibt sie, indem sie zugleich intensiv die Stadt Venedig erlebt. Den buddenbrooks-Film (1959) rezensiert sie quasi auf dem Autorücksitz bei einer Spritztour zur Spielbank nach Travemünde („’Nur schnell mal zur Entspannung ein Spielchen’, sagten die Hamburger Bekannten und rasten los. Ich raste mit; nur so aus Trägheit.“): Reflexionen über das Hanseatische einst und jetzt (17.11.1959). Karena Niehoff öffnet sich für manche Filme gern durch Erlebnisse, das kann eine Premierenfeier sein, eine Pressekonferenz oder was ihr sonst gerade zugestoßen ist. In ihren Eröffnungsberichten der Berlinale kommt der Film manchmal kaum noch vor.
Begegnungen mit Menschen – vor allem: mit Künstlern – haben Karena Niehoff immer besonders inspiriert. Zu den Pressekonferenzen mit Berühmtheiten, die in den fünfziger und sechziger Jahren Berlin besuchten, geht sie mit sachkundigem Vorwissen. Sie porträtiert skizzenhaft, konfrontiert das, was sie sieht, mit dem, was sie weiß. Kostproben:
Über Fritz Lang: „Er sieht, so scheint es, unter den schweren Lidern langsam, als gelte es, den Bildern Zeit zu lassen, ehe sie einzufangen sind. Die besondere Vertrautheit mit dem Sehen hat ihn jedenfalls berühmt gemacht, damals, als beim Film die Augen noch nicht durch die Ohren von sich selbst abgelenkt wurden. Er ließ den Film zu einer neuen Art des Malens werden; wenn er in den nibelungen zum ersten Mal – heute ist es längst selbstverständlich – im Gegenlicht photographierte, etwa unsere heldischen Altvorderen hoch zu Ross, den von Sonne verteilten mythischen Wald vor sich, so zauberte er eine Saga hin, dass es den Leuten den Atem verschlug.“ (21.10.1956)
Über Billy Wilder: „Die schöne erschrockene Einfalt eines Professors für Griechisch hat er in den blauen, dick bebrillten Augen; aber immer noch spricht er ein schmeichelnd tändelndes Wienerisch, und die kleinen, knallenden Pointen des Witzes, die er auf uns abschießt, sind auch nicht gründlich professoral. (…) Er erzählte, wie die Tafelrunde der nach Hollywood zugereisten Deutschen, Berliner ja fast alle, die sich gegenseitig eifrig und wehmütig die U-Bahn-Stationen von Krumme Lanke bis Alexanderplatz aufzählen und sogleich erbost eingreifen, versäumt jemand etwa die Klosterstraße zu nennen – wie diese Runde fühlbar leer geworden sei, seitdem Lubitsch nicht mehr dabei ist.“ (24.11.1957)
Und über Marlene Dietrich: „Indessen, es waren nicht nur ihre prangenden Oberschenkel, mit denen damals diese mollige, ernsthafte und noch ziemlich unbeholfene junge Frau, die sich unruhig und neugierig mit der Lektüre Kants und Schopenhauers versuchte, dem blauen Engel jenen Haut-gout der Verderbtheit, den Odeur der Venus aus dem Schlamm zuteilte: ihre raue, vertrackt flimmernde Stimme, ihr beiläufiger Umgang mit dem Sexus regte schon bei der Uraufführung an der Gedächtniskirche die Leute über alle Maßen auf. Und heute? Wenn sie auftaucht wie ein Schwan aus dunklem Meer oder auch aus dem Dorfteich, dann starrt alles in scheuer Ehrfurcht auf das bauschende weiße Gefieder, das hinter ihr herschleppt wie ein Krönungsmantel und das sie schmal macht, hilflos kindlich fast und sehr majestätisch zugleich. Aber als sie dann wie von ungefähr, so halb verspielt, gleich mit ‚Von Kopf bis Fuß’ anfängt, da ist schon bei den ersten Takten Jubel im Haus, bei jenen reiferen Jahrgängen zumal, die sich nun wehmütig erinnern, wie sie ‚damals’ jung und rank und stürmisch waren: Wiedersehen mit einer Frau, die das Aroma Berlins mitbestimmte, Wiederhören mit einem Klang, der mehr war als der gelungene Wurf eines Chansons, vielmehr der Klang einer Epoche war.“ (4.5.1960)
Der Reichtum an Interessen und Beobachtungen und an unterschiedlichen Texten hat es nahe gelegt, 1962 eine Niehoff-Anthologie zu veröffentlichen. Dass dies in Herrenalb passierte, ist vielleicht eine marginale Paradoxie. Der Titel des stattlichen Bandes – Stimmt es – Stimmt es nicht? – stimmt allerdings ganz und gar nicht Als ob ihre Texte je auf Alternativen zuliefen und gar auf so absolute. Natürlich stimmen Karena Niehoffs „Porträts, Kritiken, Essais 1946-1962“, insofern sie als journalistische Zeugnisse jener Zeit noch in unserer Zeit Bestand haben. Karena Niehoffs Qualität als Journalistin hat doch schon George Bernard Shaw definiert: In einer Zeitung sei man ein Schreiber von Rang, wenn das Publikum beginne, einen Beitrag nicht des Themas, sondern des Verfassernamen wegen zu lesen.
Über sich selbst redet Karena Niehoff ungern. Deshalb: nichts Biografisches hier. 1982 las sie in der Zeitung, dass sie einen Bundesfilmpreis bekommen solle, „für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“. Sie hat den Preis empört abgelehnt: erstens überhaupt und zweitens hätte man sie wenigstens vorher fragen können. So verlängert sie Paradoxe in ihr Leben. Ich habe sie vorsichtshalber nicht gefragt, ob ich mich vor ihr verbeugen darf.
In: Uta Berg-Ganschow/Wolfgang Jacobsen (Hg.): …Film…Stadt…Kino…Berlin… Berlin 1987.