Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
April 2012

Werner Faulstich
Die Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts
Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2012
462 S., 49,90 €
ISBN 978-3-7705-5268-9

Werner Faulstich:
Die Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts

Dies ist kein Filmbuch, sondern ein Medienbuch. Es stellt den Film in einen größeren Zusammenhang. Auch das hat gelegentlich seinen Sinn, weil es uns dazu bringt, ein Beziehungssystem zu bedenken und den Film nicht isoliert zu sehen. Er ist nur ein Teil der Welt, in der wir leben, auch wenn wir ihn vielleicht besonders lieben.

Ein ganzes Jahrhundert kommt hier zur Sprache, es geht um Worte, Bilder und Töne, um Literatur, Fotografie, Schallplatte und Radio, um Film und Fernsehen, um Zeitungen, Zeitschriften und Hefte, um Plakate und Werbung, es geht um Medien und Kommunikation. Wann gab es was mit welcher Intensität? Auch nach dem wer und warum wird gefragt.

Im Register gibt es 18 Verweise auf „Aufstieg“, 29 auf „Blütezeit“ und 23 auf „Niedergang“. Lässt sich daraus eine kulturkritische Tendenz ableiten? 25 mal wird auf „Kunst“ verwiesen, 38 mal mit vielen ffs. auf „Unterhaltung“. Da kommt die Kunst doch noch verhältnismäßig gut bei weg.

Werner Faulstich (*1946) hat in Frankfurt am Main über Bestseller promoviert, hatte eine Professur in Siegen und lehrt seit 1989 Medienwissenschaft an der Universität Lüneburg. Seine Leitlinien kommen nicht aus der klassischen Soziologie, sondern aus der Kulturwissenschaft. Er ist ein solider Rechercheur, angetrieben durch Neugierde, neigt nicht zu pessimistischen Zukunftsvisionen. Seine Basis erscheint mir als pragmatischer Realismus. Viele Zahlen, viele Daten, viele Fakten bestimmen den Text. Auch wenn man ihn über eine längere Strecke liest, kommt aber eigentlich keine Langeweile auf, sofern man die Fakten mit persönlichen Erinnerungen verbinden kann. Und unabhängig davon, nutze ich so ein Informationswerk schlicht zur Beantwortung eigener Fragen, weil ich mich nicht nur von Wikipedia anhängig machen will.

Der Film, das muss ich konstatieren, ist nicht Faulstichs Stärke. Die entsprechenden Einschübe wirken oft pauschal und sehr stichworthaft. Rundfunk und Presse sind genauer und konkreter dargestellt. Zwanziger Jahre, NS- und Nachkriegszeit vermitteln eine solide Informationsbasis. Ein weiterer Schwachpunkt: die DDR. Sie wird sehr stiefmütterlich behandelt, schließlich hatte sie eine Mediengeschichte, die anders verlief als in der Bundesrepublik.

Wirklich interessant sind zum Beispiel Faulstichs Informationen zur Postkarte, zur Schallplatte und zum Telefon, auch wenn sie im Zeitalter von Handy und Netz als pure Geschichte erscheinen.

Diesmal also kein wirkliches „Filmbuch“ des Monats. Aber im nächsten Monat ein besonders schönes.