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17. Dezember 2017

Film Stadt Berlin (Weihnachtsgeschenk 7)

„Film Stadt Berlin“ heißt eine DVD-Reihe von Icestorm, in der bekannte und weniger bekannte Filme, meist von der DEFA produziert, mit Geschichten über Menschen in dieser Stadt zu er-werben sind. Nr. 1: EINE BERLINER ROMANZE (1956) von Gerhard Klein. Uschi (Annekathrin Bürger in ihrer ersten Rolle) lernt den Beruf der Ver-käuferin im HO-Warenhaus am Alexanderplatz, Hans (Ulrich Thein) arbeitet zunächst als Autowäscher und dann in einem Abbruchunternehmen in Westberlin. Ihre Liebesgeschichte könnte nach vielen Hindernissen glücklich enden, aber das bleibt offen. Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase. Schwarzweiß, viele komische Momente, nah an der Wirklichkeit.

Nr. 2: LEICHENSACHE ZERNIK (1971) von Helmut Nitzschke. Ein Kriminalfilm, der die Zerrissenheit der Viersektorenstadt Berlin im Jahr 1948 thematisiert. Hauptfigur ist der junge Kriminalanwärter Kramm (gespielt von Alexander Lang), der zusammen mit Kriminalrat Stübner (Kurt Böwe) und Oberrat Kleinert (Norbert Christian) einen Frauenmörder verfolgt. Mit her-vorragenden Darstellerinnen (Anne-mone Haase, Lissy Tempelhof, Käthe Reichel, Agnes Kraus) in diversen Nebenrollen. Ursprünglich sollte Gerhard Klein Regie führen, der aber nach zehn Drehtagen verstarb. Am Drehbuch und seiner Realisierung war Wolfgang Kohlhaase beteiligt. Schwarzweiß, spannend.

Nr. 3: HEUTE ABEND UND MORGEN FRÜH (1979) und MOTIVSUCHE (1989) von Dietmar Hochmuth. HEUTE ABEND… ist sein Diplomfilm an der Moskauer Filmhochschule, dauert 50 Minuten und zeigt Momente im Leben einer Zahnärztin (Christine Schorn) am Freitagabend am Alexanderplatz und am Samstagmorgen zu Hause mit ihrem Mann (Rolf Hoppe) , während der Sohn in der Schule ist. Schwarzweiß, authen-tisch. MOTIVSUCHE erzählt von den Schwierigkeiten eines Dokumentarfilm-regisseurs, der endlich einen Spielfilm drehen will und dabei scheitert, weil seine Protagonisten sich mit ihm und untereinander zerstreiten. Gedreht kurz vor dem Mauerfall.

Nr. 4: FRÜHLING IN BERLIN (1957) von Arthur Maria Rabenalt. Ein Flug von Wien nach Kopenhagen muss wegen schlechten Wetters in Berlin unterbrochen werden. Die meisten Passagiere sind darüber sauer, aber der erzwungene Aufenthalt klärt auch einige Konflikte. Nach zwei Tagen treffen sie sich in besserer Stimmung in Tempelhof wieder. Eine Kurt Ulrich-Produktion mit prominenten Darstel-lern: Walter Giller, Sonja Ziemann, Gardy Granass, Gerhard Riemann, Dietmar Schönherr. Wunderbar: Martha Eggerth als Sängerin, Wolf-gang Neuss als Bankräuber, Wolfgang Völz als Zeitungsverkäufer. Ein Werbefilm für die Stadt aus westlicher Perspektive.

Nr. 5: GESCHICHTEN JENER NACHT (1966/67). Vier Episoden aus der Nacht vor Beginn des Mauerbaus, vom 12. zum 13. August 1961. In PHÖNIX von Karlheinz Carpentier entschließt sich ein Kampfgruppenkommandant (Hans Hardt-Hardtloff), zu einem jungen Genossen großzügig zu sein. In DIE PRÜFUNG von Ulrich Thein entschei-det sich ein 18jähriges Mädchen (Jenny Gröllmann), nicht in den Westen zu gehen. In MATERNA von Frank Vogel steht ein Maurer (Ulrich Thein) mit Gewehr Posten. In DER GROSSE UND DER KLEINE WILLI von Gerhard Klein ändert der kleine W (Jaecki Schwarz) seine Meinung zu Gunsten der DDR und des großen W (Erwin Geschonneck). Wirkt heute alles etwas propagandistisch.

Nr. 6: DÄMMERUNG – OSTBERLI-NER BOHÈME DER 50ER JAHRE (1993) und THEATERARBEIT – DAS BERLINER ENSEMBLE IM 25. JAHR (1975) sind zwei Dokumentarfilme von Peter Voigt. Er hat in beiden Fällen umfangreiches Archivmaterial ausge-wertet. Der Blick zurück in die 50er Jahre wird begleitet von persönlichen Erinnerungen, u.a. kommen Rolf Ludwig, Hans-Dieter Knaup, Stefan Lisewski, Ekkehard Schall und Werner Stötzer zu Wort.  THEATERARBEIT zeigt Ausschnitte aus Proben und Vorstellungen, ergänzt durch Interviews. Christian Lehmann war Kameramann bei beiden Filmen.

Nr. 7: DER FACKELTRÄGER (1957) von Johannes Knittel sollte eine Satire zur Situation der Justiz in Westberlin sein, galt aber schon damals als nicht gelungen, wurde zwei Jahre unter Ver-schluss gehalten und nur in der DDR-Provinz gezeigt. Ein Gerichtsfilm, in dem es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Karriere geht. Der Oberstaatsan-walt Dr. Sänger (dargestellt von Her-mann Kiessner) wird am Ende trotz Misserfolgs an den Bundesgerichtshof berufen. In einer Nebenrolle ist Ruth-Maria Kubitschek zu sehen. Drehbuchautor war der Strafverteidiger Friedrich Karl Kaul. Unter den hier versammelten Filmen der schwächste.

Die DVDs sind ein schönes Geschenk für alle, die sich für Berliner Geschichte(n) interessieren. Mehr zu den DVDs: filmstadt-berlin-vorteilspaket.html