16. November 2017
Zelluloid und Marmor
Éric Rohmer (eigentlich: Jean-Marie Maurice Schérer; 1920-2010) war nicht nur ein bedeu-tender Regisseur, sondern auch ein großer Theoretiker, der 1955 in fünf Essays in den Cahiers du cinéma die Besonderheiten des Films gegenüber dem Roman, der Malerei, der Lyrik, der Musik und der Architektur beschworen hat. Es galt als Manifest der Nouvelle Vague. 2009 führte Rohmer mit Noel Herpe und Philippe Fauvel sechs Gespräche, in denen er seine inzwischen historischen Texte aus heutiger Perspektive kommentierte und in einen aktuellen Zusammenhang stellte. Seine Sprache wirkt im Alter noch radikaler, auch wenn gelegentlich die Ironie ins Spiel kommt. In Frankreich ist das Buch „Le Celluloid et le Marbre“ 2010, kurz nach Rohmers Tod erschienen. Der Alexander Verlag hat jetzt eine deutsche Übersetzung publiziert, die uns die Bedeutung des Theoretikers Rohmer begreifen lässt. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang daran, dass er mit einer Dissertation über den Faustfilm von Friedrich Wilhelm Murnau 1972 in Paris promoviert wurde (den Text hat 1980 der Hanser veröffentlicht). Der Übersetzer Marcus Seibert hat zu „Zelluloid und Marmor“ ein kluges Nachwort geschrieben. Mehr zum Buch: erschienen&start=