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17. August 2017

„It’s all true“

„It’s all true“ sollte der Film heißen, den Orson Welles 1942 über Süd-amerika drehen wollte, beauftragt von Präsident Roosevelt, der die dortigen Länder enger mit den USA verbinden wollte. Der Zweite Welt-krieg war im Gange. Eine der vier Episoden des geplanten Films sollte die Heldentat von vier Fischern erzählen, die sich mit ihrem Floß durch das Meer von Fortaleza nach Rio de Janeiro gekämpft hatten, um beim Präsidenten Vargas bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Sie waren bei Wind und Wetter 61 Tage unterwegs und legten über zweitausend Kilometer zurück. Ihr Anführer hieß Jacaré und war ein einfacher Fischer. In Rio wurde die kleine Truppe hymnisch gefeiert, der Präsident versprach Verbesserungen, und in den Zeitungen wurden viel darüber geschrieben. Orson Welles, gerade mit seinem Film THE MAGNIFICENT AMBERSONS beschäftigt, las die Geschichte, beschloss, mit den vier Fischern alles so zu drehen, wie es sich zugetragen hatte, und kam mit seinem Team nach Brasilien. Ein Teil der Dreharbeiten gelang ohne Zwischenfälle, aber dann geriet das Floß während der Aufnahmen in einen Sturm, drei Fischer konnten sich retten, Jacaré ertrank. Orson Welles war am Boden zerstört, der Film wurde nie fertiggestellt. Carmen Stephan hat über das Leben der vier Fischer, ihre Fahrt nach Rio und das Projekt von Orson Welles einen Roman geschrieben, der sehr reflektiert von Leben und Tod, von Kunst und Realität und im Kern von der Wahrheit erzählt. Ihre Hauptperson ist natürlich Jacaré, dessen Handeln in allen Differenzierungen dargestellt wird. Er ist der Held und am Ende das Opfer. Der historische Hintergrund der Jahre 1941/42 klingt sehr präsent. Die Sprache der Autorin hebt die erzählte Geschichte auf ein hohes literarisches Niveau. Beeindruckend! Manuela Reichart hat über den Roman für den Deutschlandfunk eine lesenswerte Kritik geschrieben: id=392443