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22. Mai 2017

Meine Russen

Ingrid Poss war Dokumenta-ristin bei der DEFA, verantwor-tete ab 1975 die Fernsehsendung „Treffpunkt Kino“ und wollte 1992/93 einen Dokumentarfilm über die Situation ihrer Freunde nach den politischen Verände-rungen im Osten realisieren, über den Regisseur Sergei Schpakowski in Moskau, den Kameramann Anatol Pjatkin in Riga und den Regisseur Bolot Schamschijew in Bischkek. Das gedrehte Material wurde nie zu einem fertigen Film. Jetzt hat die Autorin ihrer damaligen Arbeit eine andere Form gegeben. Ihre Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1992/93 sind höchst lesenswerte Erinnerungen an eine Zeit des Umbruchs. Aufzeichnungen einer späteren Moskau-Reise 2008 spannen einen interessanten Bogen. Dokumentiert werden die 1992 geführten Interviews mit Schpakowski, Pjatkin, Schamschijew und dem Regisseur Tolemusch Okejew. Einmontiert in die Erinnerungen von Irene Poss sind vier informative Texte von Gerd Ruge („Neues Denken auf Russisch“), Viktor Jerofejew („Wohin Russland?“), Gabriele Krone-Schmalz („Enttäuschte Hoffnungen – verpasste Chancen“) und Peter Scholl-Latour („Gefangene der eigenen Lügen“). Natürlich vermittelt die Autorin gleich zu Beginn ihre Enttäuschung, dass es nicht zu einem Film gekommen ist („Die Geschichte eines nicht gesendeten Films“). Aber da Irene Poss sehr lebendig schreiben kann, ist das Buch mehr als ein Ersatz für den geplanten Film. Mit einem Vorwort von Matthias Platzeck. Mehr zum Buch: meine-russen.html