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14. März 2017

„4 3 2 1“ von Paul Auster

2017.Paul AusterDer Roman „4 3 2 1“ von Paul Auster liegt schwer in den Hän-den (1.264 Seiten) und ist spannend zu lesen. Ich habe eine knappe Woche dafür gebraucht. Erzählt wird die Geschichte von Archibald Ferguson, geboren – wie Auster – 1947 in Newark (New Jersey), dessen Coming of Age der Autor uns in vier Varianten erleben lässt. Das Familienleben (mit der Mutter Rose als zentraler Figur), der Sport (Baseball, Basketball), die Politik (Vietnamkrieg, Ermor-dung von John F. Kennedy, Rassenkonflikte), die Universitäten (Columbia University, Princeton), die Literatur (mit Werklisten, die abgearbeitet werden müssen), Freundschaften und Liebesbeziehungen werden von Auster differenziert und detailliert dargestellt. Auch das Kino hat in diesem Buch eine große Bedeutung. Die wichtigste Rolle spielen in diesem Zusammenhang Laurel & Hardy, deren Filme Auster wunderbar charakterisiert (S. 299-306). In Paris schreibt sein Archie 3 das Buch „Wie Laurel & Hardy mir das Leben retteten“ (S. 790ff.). Oft sitzt Archie mit seiner Mutter in der letzten Reihe des Kinos, und sie raucht Chesterfields. Sehr konkret werden zwei Filme beschrieben, die er mit einem schwulen Freund im Thalia-Kino am Broadway sieht: KINDER DES OLYMP (S. 473-77) und PANZERKREUZER POTEMKIN (S. 479-82). Beeindruckend die Reaktion auf DIE EINSAMKEIT DES LANGSTRECKENLÄUFERS (S. 521-23), berührend die Erinnerung an Carole Lombard (S. 599-600). Paris-Filme (S. 606) und neue französische Filme (S. 624) werden speziell thematisiert. Kinos in New York 1964 werden in Erinnerung gerufen (S. 635-36). Archie 3 – dem Kino am engsten verbunden – liest Filmzeitschriften und Filmbücher (S. 971), besucht die Cinémathèque française und andere Kinos (S. 972), sieht dreimal hintereinander den Film ZUM BEISPIEL BALTHAZAR von Robert Bresson (S. 1007) und beginnt, ein Buch über „Kindheit im Film“ zu schreiben (S. 1012-13), das er aber nicht vollenden kann. Lang ist die Liste britischer Schauspielerinnen und Schauspieler, die in amerikanischen Filmen mitgespielt haben (S. 1025-26). Gedanken zu Godards WEEKEND beenden die Filmverweise (S. 1117). Die Affinität des Autors zum Kino ist im gesamten Buch deutlich erkennbar. – Paul Auster war übrigens ein Überraschungsgast bei der Feier meines 70. Geburtstags in der Akademie der Künste am Pariser Platz 2008. Mehr zum Buch: auster-4-3-2-1.html