26. Januar 2017
Wochenschau und Tagesschau
Es handelt sich um eine Disser-tation, die an der Universität Hamburg entstanden ist. Sigrun Lehnert dokumentiert nach ausführlichen Recherchen mit bewundernswerter Genauigkeit den Bedeutungswechsel der aktuellen Nachrichtenvermitt-lung vom Kino zum Fernsehen in der Bundesrepublik der 1950er Jahre. Die Autorin beschreibt zunächst die Medienentwicklung vor dem Hintergrund von Industrie und Wirtschaft, Wiederaufbau und Wohn-verhältnissen, Mobilität und Reiselust, Konsum und Freizeitverhalten. Dann geht es um die Entwicklung der audiovisuellen Informationsformate: den historischen Weg der Filmwochenschau, die Stationen des Fernsehens, den Wiederaufbau der Filmwirtschaft, die Gründung und Entwicklung der „Neuen Deutschen Wochenschau“, die Gründung und Entwicklung des Fernsehens beim NWDR, die Konzeption und Herstellung der Tagesschau, die Kinokrise und die Umgestaltungsversuche der Wochenschau in der zweiten Hälfte der 50er Jahre, den Bedeutungsgewinn des Fernsehens und die Weiterentwicklung der Tagesschau. Bis in die formalen Details werden anschließend die Themen und die formalen Elemente (Dramaturgie, Musik, Kommentar) von „Neuer Deutscher Wochenschau“ und Tagesschau verglichen. Speziell untersucht wird die Darstellung des Aufstands in Ungarn 1956, des Flüchtlingsproblems 1958 und des Baus der Berliner Mauer 1961. Ein eigenes Kapitel ist der Instrumentalisierung der Wochenschau für die Werbung gewidmet. Auch die Wechsel der personalen Verantwortlichkeiten kommen zur Sprache. In der Struktur und Informationsvermittlung eine vorbildliche Arbeit. Mit wenigen Abbildungen und umfangreicher Bibliografie. Erschienen in der Reihe „Medienwissenschaft“ des uvk Konstanz/München. Mehr zum Buch: 06e24e0e08/