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05. Januar 2016

Verbotene Utopie

2015.Verbotene UtopieDas 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 war für die kulturelle Entwicklung der DDR vor allem in den Bereichen Film und Literatur ein traumatischer Bruch. Zahlreiche Texte und Filme, die sich kritisch mit der DDR-Realität auseinander-setzten, wurden damals verboten. Bei der DEFA waren u.a. zwölf Spielfilme betroffen, die erst in den Jahren 1989/90 gezeigt werden konnten. Das Buch „Verbotene Utopie“, herausgegeben von Andreas Kötzing und Ralf Schenk, ist die bisher beste und genaueste Darstellung der Ereignisse. Drei Teile strukturieren das Buch: „Geschichte“ / „Filme“ / „Dokumente“. Der 130-Seiten-Text des Historikers Kötzing „Sturm und Zwang“ ist eine überaus spannende Darstellung der Vorgeschichte des 11. Plenums, seines Verlaufs und seiner Folgen. Regine Sylvester erzählt aus ihrer persönlichen Perspektive Reaktionen der damals betroffenen Autorinnen, Autoren und Regisseure („Auferstanden. Vom Verstecken bis zum Entdecken der verbotenen Filme“). 14 Texte sind den Filmen gewidmet: Rainer Rother schreibt über DAS KANINCHEN BIN ICH von Kurt Maetzig, Claus Löser über DENK BLOSS NICHT, ICH HEULE von Frank Vogel, Detlef Kannapin über DER FRÜHLING BRAUCHT ZEIT von Günter Stahnke, Ralph Eue über FRÄULEIN SCHMETTERLING von Kurt Barthel, Ursula von Keitz über das Drehbuch „Ritter des Regens“ von Dieter Roth und Egon Schlegel, Ralf Schenk über SPUR DER STEINE von Frank Beyer, Tobias Ebbrecht-Hartmann über KARLA von Herrmann Zschoche, Lukas Foerster über WENN DU GROSS BIST, LIEBER ADAM von Egon Günther, Matthias Dell über BERLIN UM DIE ECKE von Gerhard Klein, Ekkehard Knörer über JAHRGANG 45 von Jürgen Böttcher, Barbara Felsmann über HÄNDE HOCH ODER ICH SCHIESSE von Hans-Joachim Kasprzik, Michael Wedel über DER VERLORENE ENGEL von Ralf Kirsten, Volker Petzold über inkriminierte Trickfilme und Chris Wahl über ES GENÜGT NICHT 18 ZU SEIN von Kurt Tetzlaff. Jedem Text sind präzise Filmdaten und eine spezielle Filmchronik angefügt, die von Johannes Roschlau zusammengestellt wurden. 15 Dokumente (Aktennotizen, Briefe, Stellungnahmen) ergänzen die Analysen. Eine CD enthält ausgewählte Tonband-Mitschnitte, die im Buch von Günter Agde kommentiert werden. Eine vorbildliche Publikation, die – fünfzig Jahre danach – das historische Ereignis und seine Folgen präsent machen. Ich bin auch persönlich sehr beeindruckt, weil ich damals als Journalist für westdeutsche Zeitungen über die DEFA viel geschrieben habe. Mehr zum Buch: products_id=466