19. August 2015
Handbuch Angewandter Dramaturgie
Dramaturgie ist – theoretisch und praktisch – ein Schlüssel-begriff für die Erzählstruktur von Kino- und Fernsehfilmen. Die Literatur zu diesem Thema ist seit Jahren inflationär, sie gibt Spielregeln vor, fordert Innova-tionen, erteilt Ratschläge. Kerstin Stutterheim, Professorin für AV-Mediendramaturgie und -Ästhetik an der Filmuniversität Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg, hat jetzt ein „Handbuch“ publiziert, das man wohl für einige Zeit als Standardwerk bezeichnen kann. Die Autorin verfügt über große theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrungen, konkretisiert ihren Leitfaden mit vielen Filmbeispielen und öffnet den Blick auch für alternative Möglichkeiten. Sie beginnt mit einem historischen Rückblick („Dramaturgie als Theorie und Methode“), formuliert dann Basiskenntnisse zum „Praxisbasierten Wissen der Dramaturgie“, widmet sich der „Personage“ (Charaktere und Figuren), unternimmt eine „Heldenreise“, kommt auf neue Formen zu sprechen („Modern, poetisch und offen“), beschreibt „Intrigen und Gegenintrigen“, erinnert an die Entwicklung des epischen Films („Die Poesie mäandernder Erzählungen“), charakterisiert die Besonderheiten der Komödie („Das Einfache, das so schwer zu machen ist“) und endet mit den Kapiteln „Dramaturgie im Dokumentarfilm“ und „Dramaturgie im Fernsehen“. Eingefügt sind drei beeindruckende „Case Studies“, in denen beispielhaft drei Filme analysiert werden: THE SHINING (1980) von Stanley Kubrick, COLLATERAL (2004) von Michael Mann und SPELLBOUND (1945) von Alfred Hitchcock. Das Film-Verzeichnis am Ende des Buches listet 146 Titel auf, die im Text verarbeitet sind. Als schnell zu handhabende Gebrauchsanweisung fürs Storytelling ist die Publikation ungeeignet, man muss sich schon auf die größeren Zusammenhänge, die hier dargestellt werden, einlassen. Dann bringt die Lektüre großen Gewinn. Mit umfangreicher Bibliografie und wenigen Abbildungen. Mehr zum Buch: 75431&cid=348