17. April 2015
Uniform, Männlichkeit und photographische Medien
Mit dieser Dissertation (sie wurde von der Autorin „behutsam überarbeitet“) hat Stella Donata Haag 2012 an der FU Berlin promoviert. Ein spannendes Thema, beeindruckende Analysen, viele neue Erkenntnisse. Es geht zunächst in einer „Semiologie der Uniform“ um Kleidung, Narzissmus, das Militär als Schule der Männlichkeit und die Uniform als „psychisches System“. Dann kommt Kaiser Wilhelm II. ins Bild, der sich bekanntlich gern in repräsentativen Uniformen für Photographen und Kameraleute in Pose warf (das Kapitel heißt „Des Kaisers neue Kleider. Die Uniform und die Pornographie der Macht“). Wichtiger Übergang zu den Filmanalysen ist das Verhältnis zwischen „Uniform und Narration“. Hier ist ein eigener Textteil der Geschichte des Filmkostüms gewidmet. Die erste ausführliche Analyse gilt dem Film FOOLISH WIVES (1920/21) von Erich von Stroheim und dem dort dargestellten Fetischismus. Ein umfangreiches Kapitel ist dem Star Hans Albers und seiner Rollenkleidung (zum Beispiel in BOMBEN AUF MONTE CARLO, TRENCK, DER PANDUR, GROSSE FREIHEIT NR. 7) gewidmet. Ein Schwerpunkt der Untersuchung ist dann der Film der Weimarer Republik. Hier kommen zunächst die verschiedenen Genre ins Spiel: der historische Kostümfilm (FRIDERICUS REX), die Operetten- und Musikfilme, der Militärschwank, der Antikriegsfilm (NIEMANDSLAND) und die Gesellschaftskritik im Drama MÄDCHEN IN UNIFORM. Den Abschluss bilden zwei vorbildliche Filmanalysen: die ironische Selbstdekonstruktion des Portiers in F. W. Murnaus DER LETZTE MANN (1924) und die postwilhelminische Kleinbürger-tragödie um den Polizisten Holk und die Juwelendiebin Else in Joe Mays ASPHALT (1929). Im Anspruch und in der Realisierung eine hervorragende, wissenschaftlich fundierte Arbeit. Mit Abbildungen in guter Qualität. Coverfoto: Emil Jannings in DER LETZTE MANN. Mehr zum Buch: der-geborgte-spiegel.html