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25. März 2014

Texte von Hanns Brodnitz

2014.Brodnitz größerHanns Brodnitz (1902-1944) war Dramaturg, Autor und (von 1923-1933) Kinodirektor in Berlin. Er leitete den „Mozartsaal am Nollendorfplatz“, ein großes, konzern-unabhängiges Lichtspieltheater. Er war ein jüdischer Intellektueller, der in der Weimarer Republik viel für den Film getan hat. Seine Gedanken und Erfahrungen hielt er in einem Manuskript fest, das 1933 nicht mehr veröffentlicht konnte und 2005 von Gero Gandert und Wolfgang Jacobsen in der Reihe der „Jüdischen Memoiren“ bei Hentrich & Hentrich publiziert wurde: „Kino intim. Eine vergessene Biographie“. Brodnitz wurde 1944 in Auschwitz ermordet. – Wolfgang Jacobsen hat jetzt einen Band mit Aufsätzen, Kritiken und Glossen zu Theater, Film und Alltag herausgegeben: „Flic Flac“. Es handelt sich dabei um 73 Texte, die Brodnitz zwischen 1919 und 1933 für Zeitungen und Zeitschriften geschrieben hat, für die Berliner Mittagszeitung, den Roland, das 8 Uhr-Abendblatt, den Film-Kurier, den Berliner Börsen-Courier, die Neue Berliner Zeitung. Am Anfang ging es mehr ums Theater, später vor allem um den Film. Die Texte wirken erstaunlich modern, sind klug, meinungsfreudig und pointiert. Sie vermitteln viel von der Atmosphäre im Berlin der 1920er Jahre. 14 kleine „Schauspielerporträts“ sind u.a. Alfred Abel, Werner Krauß, Käthe Dorsch, Ernst Deutsch, Paul Wegener und Albert Bassermann gewidmet. Originell: die Rundfrage „Was halten Sie vom Expressionismus?“ mit 27 kurzen fiktiven Antworten. Beeindruckend: der Essay „Psychoanalyse des Schauspielers“ (1921). Natürlich erkannte Brodnitz 1922 die speziellen Qualitäten des Fritz Lang-Films DR. MABUSE, DER SPIELER. Eine späte Filmkritik gilt dem REBELL von Luis Trenker und Kurt Bernhardt (1933). Auch die Nachrufe auf Mauritz Stiller und Lupu Pick sind lesenswert. Mit einer sensiblen Einführung und hilfreichen Anmerkungen des Herausgebers Jacobsen. Mehr zum Buch: buch-flic-flac.html