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06. August 2013

THE STORY OF THE FILM

2013.DVD.TheStoryOfFilmEin mutiges Projekt: die Geschichte des Weltkinos in 15 Stunden, erzählt von einer Person. Der Ire Mark Cousins (* 1965) hat sechs Jahre daran gearbeitet, als Autor, Kameramann und Regisseur. 2011 wurde die Filmreihe im britischen Kanal More4 gesendet. Jetzt ist sie auf fünf DVDs zu sehen. In der deutschen Fassung spricht Knut Elstermann den Kommentar. Im Prinzip arbeitet sich Cousins chronologisch durch die Filmgeschichte, aber immer wieder verlässt er seine Zeitachse und verweist darauf, wie technische Erfindungen oder stilistische Innovationen später genutzt wurden. Natürlich sind Filmausschnitte das Hauptmaterial, insgesamt mehr als 600. Sie werden in Interviews vor allem von Autoren und Regisseuren kommentiert (Paul Schrader kommt wohl am häufigsten zu Wort), aber Cousins selbst spricht viel und mit großer Liebe und Leidenschaft. Auch wenn der Spielfilm im Mittelpunkt steht – Dokumentarfilm und Avantgarde werden nicht vergessen. Es gibt natürlich keine Ländergerechtigkeit, die USA dominieren, Europa wird vor allem für die 1950er und 60er Jahre gewürdigt, Japan hat eine relativ gute Position, weil Cousins offenbar ein Ozu-Fan ist. Das ehrt ihn. Der deutsche Film ist mit 18 Ausschnitten etwas an den Rand gerückt, darunter viermal Riefenstahl, viermal Fassbinder, zweimal Lubitsch, zweimal Lang, und Wenders darf sogar etwas sagen. Ich vermisse NOSFERATU von Murnau, M von Lang, den BLAUEN ENGEL von Sternberg, den DDR-Film und Werner Herzog. Aber Auslassungen sind der Preis für den Anspruch, das große Ganze zu zeigen. Zu sehen sind neben den Filmausschnitten und den Gesprächspartnern Orte, Landschaften, Studios, auch Kameras und Schneidetische. Eine kleine Liebeserklärung gibt es im letzten Kapitel an Gorillas im Film (inklusive Marlene im Gorilla-Kostüm in BLONDE VENUS). Und ganz zum Schluss tanzen Filmemacher aus aller Welt in Ouagadougou in Burkina Faso um das Denkmal „Place des Cineastes“. Ein symbolischer Akt für die Zukunft des Kinos. Nennen sollte man vielleicht auch den Schnittmeister des Films, Timo Langer, denn ich weiß seit der Arbeit an AUGE IN AUGE, wie schwierig es ist, Filmausschnitte in neue Zusammenhänge zu stellen und zu montieren (Gruß an unseren Cutter Tobias Streck). Anke Sterneborg hat eine Rezension der DVD THE STORY OF FILM in der Zeitschrift epd Film (Nr. 7/2013) publiziert. Mehr zum Film: dvd/the_story_of_film .