Aktuelles
21. Februar 2013

Film, Fernsehen und Kino

2013.Julia von HeinzJulia von Heinz (*1976) ist ausgebildete Kamerafrau und Filmemacherin. Ihr jüngster Film, HANNI UND NANNI 2, läuft seit Mitte 2012 in den Kinos. Aber sie ist auch Wissenschaftlerin. Mit der hier veröffentlichten Dissertation hat sie an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg und der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Ihre Betreuer/Gutachter waren Lothar Mikos und Wolfgang Mühl-Benninghaus. Die Arbeit beeindruckt durch fleißige Recherche, kluge Struktur und Bewältigung des komplexen Themas. Sechzig Jahre Kino- und Fernsehgeschichte sind hier als komplizierte Beziehungsgeschichte aufgearbeitet. Es geht um ökonomische und politische Abhängigkeiten zwischen Filmwirtschaft und Fernsehen, um ästhetische und inhaltliche Unterschiede zwischen Fernsehfilm und Kinofilm. Die Autorin teilt die sechzig Jahre in fünf Phasen: 1950-1961 (Feindschaft), 1962-1973 (Annäherung des Fernsehens an den Jungen Deutschen Film), 1974-1983 (der amphibische Subventionsfilm), 1984-1997 (Abschied vom Autorenfilm), 1998-2010 (die freundliche Übernahme). Auf der ökonomisch-politischen Seite stehen das 1968 in Kraft getretene Filmförderungsgesetz, seine neun Novellierungen, die insgesamt neun Film-Fernseh-Abkommen, die zunehmende Wichtigkeit von Quoten und die Konkurrenz der privaten Fernsehsender im Mittelpunkt. Auf der inhaltlich-ästhetischen Seite geht es um Themenauswahl und Dramaturgie, Realismus und Phantasie, amphibischen Film und Süßstoff. Dies wird für die einzelnen Phasen mit konkreten Beispielen belegt. Die DDR wird in diesem Kontext mit Recht ausgelassen. Jeder Phase ist eine eigens recherchierte Tabelle mit Erstaufführungen deutscher Neuproduktionen, ihrem Marktanteil und der Beteiligung des Fernsehens vorangestellt. Die Quellenbelege erreichen die stattliche Zahl von 1.347. Gunther Witte, einstmals WDR-Fernsehspiel-Chef, nennt Julia von Heinz in seinem Vorwort „mutig“ und „klug“. Das ist ein angemessenes Kompliment, dem ein paar Fragen und Relativierungen des Insiders folgen, die für den Leser nützlich sind, aber die Substanz der Arbeit nicht beschädigen. Respekt! Mehr zum Buch: Heinz-freundliche-Übernahme/productview.aspx?product=15137.