Aktuelles
09. Dezember 2012

Arno Schmidt und das Kino

Er war ein kultur-pessimistischer Sprachkünstler, ein avantgardistischer Erzähler, ein leidenschaftlicher Fotograf und hatte schon zu Lebzeiten eine gut organisierte Fangemeinde. Arno Schmidt (1914-1979) gilt als einer der Großen der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Über seine Affinität zum Film und zum Kino war bisher wenig bekannt, weil er als Verächter alles Populären und Trivialen galt. Der Literaturwissenschaftler Guido Erol Öztanil, mit dem Schmidt-Werk bestens vertraut, hat sich auf intensive Spurensuche begeben und dabei erstaunliche Entdeckungen gemacht. In der Kindheit, in der Schule, in der Hamburger Zeit hatten Filme eine große Bedeutung für den späteren Autor, die sich als Subtext vor allem Frühwerk wiederfindet. In den 1960er Jahren hat Arno Schmidt in Bargfeld auch alte Filme im Fernsehen (ARD, ZDF und Deutscher Fernsehfunk) gesehen. Öztanil zieht dafür 330 Ausgaben der Zeitschrift Fernsehtag mit Ankreuzungen aus dem Nachlass heran. Für Filmbesuche in der Jugend (Schmidts Mutter war kinosüchtig) und in der Zeit bis 1945 gibt es viele andere verlässliche Quellen. Intensiv lässt sich Öztanil auf einige Filme ein: den vierteiligen FRIDERICUS REX (1921-23) von Arzen von Cserépy, Fritz Langs DIE NIBELUNGEN (1924), die Expeditionsfilme ABU MARKÚB (1925) von Bengt Berg und vor allem DAS GROSS WEISSE SCHWEIGEN (1924) von Herbert George Ponting über Captain Scotts Todesfahrt zum Südpol. Ein eigenes Kapitel handelt von der ersten Bilderliebe zu der Schauspielerin Lya Mara. Mit umfänglichem Anhang, einer „Filmographie Arno Schmidt“, Quellenhinweisen und unendlich vielen Fotos. Ein bewundernswertes Werk, wichtig für die Literaturgeschichte wie die Filmgeschichte. Mehr über das Buch: details&id=457.