Aktuelles
18. November 2012

Michelangelo Antonioni

Vor sieben Wochen wurde er gewürdigt, weil sein 100. Geburtstag zu feiern war. Mit etwas Verspätung ist jetzt ein Buch erschienen, das man durchaus als Festschrift bezeichnen kann. In zwölf Texten wird das Werk vom Michelangelo Antonioni in Erinnerung gerufen. Daniel Illger verbindet die frühen Filme mit dem amerikanischen Gangstergenre. Claudia Öhlschläger entdeckt in IL GRIDO Re-Konfigurationen der Heiligen Familie. Von Jörn Glasenapp, dem Herausgeber, stammt eine sehr komplexe und lesenswerte Analyse von LA NOTTE. Michaela Krützen zieht originelle Verbindungslinien zwischen L’ECLISSE, Leo McCareys AN AFFAIR TO REMEMBER (1957) und Nora Ephrons SLEEPLESS IN SEATTLE (1993). Mit Hollywood-Dramaturgien kennt sich die Autorin bestens aus. Judith Wimmers versucht eine Neusichtung von L’ECLISSE mit Hilfe der „Philosophie des Geldes“ von Georg Simmel. Georgiana Banita unternimmt einen Schnitt durch Antonionis Filme auf der Suche nach dem Rohstoff Öl. Sie fördert Erstaunliches zutage. Elisabeth K. Paefgen vergleicht die Fotografenfilme BLOW UP, REAR WINDOW (1954) von Hitchcock und PEEPING TOM (1959) von Michael Powell. Uta Felten entdeckt in einem sehr theoretischen Diskurs Denkfiguren im Kino von Antonioni. Oliver Fahle analysiert ZABRISKIE POINT als anthropologisches Road Movie. Und Lisa Gotto beschließt den Band mit ihrer Lesart von JENSEITS DER WOLKEN. Fast alle Texte auf hohem Niveau. Die Abbildungen (schwarzweiß) sind zum Teil hilfreich, bei den späten Filmen fehlt einfach die Farbe. Mehr zum Buch: 5429-4.html