Aktuelles
10. September 2012

Der Nationalsozialismus im Film

Das Buch von Sonja Schultz hat alle Qualitäten für ein „Filmbuch des Monats“. Aber ich gestehe, dass es mich stört, einen Monat lang auf der Eröffnungsseite meiner Homepage die aufgereihten Hakenkreuz­fahnen aus Leni Riefenstahls TRIUMPH DES WILLENS vor Augen zu haben. Mutig, fleißig und aufmerksam hat sich die Autorin in ihrer Dissertation (Humboldt-Universität Berlin) durch achtzig Jahre Weltfilmgeschichte hindurchgearbeitet und die Darstellung des Nationalsozialismus im internationalen Spiel- und Dokumentarfilm erforscht. Auf rund 400 Filme lässt sie sich genauer ein, beginnend mit HITLER ÜBER DEUTSCHLAND (1932), endend mit IRON SKY (2012) von Timo Vuorensola. Sie geht – mit Vor- und Rückgriffen – chronolo-gisch vor, ordnet in Dekaden und bildet Schwerpunkte, auch was den Umfang der Epochen betrifft. Natürlich werden die wichtigsten Filme genauer analysiert, aber oft müssen auch kurze Hinweise ausreichen, wobei sich die Autorin darauf verlassen kann, dass viele Titel in guter Erinnerung sind. Mit einer umfangreichen Bibliografie lädt sie zur vertiefenden Lektüre ein. Im Stil vermeidet Sonja Schulz soweit wie möglich den Wissenschaftsjargon, sie ist konkret in den Beschrei-bungen und nüchtern in den Bewertungen. Mit Quellenhinweisen und Fußnoten sichert sie sich ausreichend ab, nervt aber den Leser nicht über die Maßen. Für ihre Arbeitsleistung gebührt der Autorin großer Respekt. Bertz + Fischer haben wie immer viel Arbeit in den Band investiert, er ist gut lektoriert, zu den schwarzweißen Abbildungen kommt in der Mitte des Buches ein 32seitiger Farbteil. Also doch ein Buch des Monats.