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11. August 2012

Dokumentarfilm (1)

Thorolf Lipp, Kulturanthropologe und Filmemacher, zurzeit Gastdozent an der Universität Mainz, hat ein Lehrbuch verfasst. Es ist „als Einstiegslektüre für Studierende an Universitäten, Film- und Fachhochschulen“ konzipiert. Der Autor möchte mit Begriffsklärungen theoretische Orientierungen ermöglichen, die dem Nonfiktionalen Film zu Ansehen und Würde verhelfen. Das ist, angesichts des aktuellen Doku-Mülls im Privatfernsehen, eine gute Absicht. Lipp unterscheidet nach einigen medienanthropologischen Grundgedanken fünf Prototypen des Dokumentarfilms: „plotbasierten Dokumentarfilm“ (historisches Beispiel: NANOOK OF THE NORTH von Robert Flaherty, 1921), „nonverbalen Dokumentarfilm“ (BERLIN. DIE SINFONIE DER GROSSSTADT von Walther Ruttmann, 1927), „Documentary“ (THE SONG OF CEYLON von Basil Wright, 1934), „Direct Cinema“ (DONT’ LOOK BACK von D. A. Pennebaker, 1967) und „Cinéma Vérité“ (CHRONIQUE D’UN ÉTÉ von Jean Rouch, 1961). Der Autor benennt die jeweils spezifischen Eigenarten der genannten Typen, charakterisiert den beispielhaften Film, informiert über Weiterentwicklungen, stellt die gestalterischen Mittel und kommunikativen Ziele dar, vermittelt Stärken und Schwächen. Ein abschließendes Kapitel schildert die Produktionsbedingungen für den Nonfiktionalen Film heute. Im Bemühen, die Unterschiede deutlich zu machen, neigt Lipp zu Redundanzen. Manchmal führt das zu einem übertriebenen Pathos, gelegentlich auch zu trivialen Formulierungen. Vielleicht ist das ein unausweichllches Resultat seines Anspruchs. Da wir es mit einer „kompakten, multimedialen Einführung“ ins Thema zu tun haben, liegt dem Buch auch eine DVD bei. Sie liefert drei Stunden Anschauungsmaterial, funktioniert wie eine Power-Point-Präsentation, enthält noch einmal die wesentlichen Definitionsmerkmale, Ausschnitte aus den oben genannten Filmen sowie eine Reihe beispielhafter Übungsfilme. Erschienen im Schüren-Verlag. Mehr zum Buch: spielarten-des-dokumentarischen.html