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10. August 2022

Tote Städte, Geisterstädte, Städte aus der Retorte

Fünfmal geht es um „Grund-sätzliches“, siebenmal um „Exemplarisches“. In sechs Texten spielt der Film eine wichtige Rolle. Sabine Scharnowski beschäftigt sich mit der leblosen Stadt als Schreckensvision und Wunschvorstellung. Sie verweist dabei auf die drei Verfilmungen von Richard Mathesons Roman „I am Legend“: THE LAST MAN ON EARTH (1964), THE OMEGA MAN (1971) und I AM LEGEND (2007) und auf die Geisterstadt in Nikolaus Geyrhalters Film HOMO SAPIENS (2016). Edit Király richtet ihren Blick auf Ruinen, Zonen und verlassene Orte. Ihr Filmbeispiel ist STALKER von Andrej Tarkowskij. Birgit Ziener beschreibt Naturzerstörung und Versöhnung in der Geisterstadt in den Animes von Studio Ghibli. Für Thomas Koebner ist Augentäuschung ein Leitmotiv in literarischen und filmischen Abbildungen Venedigs. Seine Autoren sind Paul Heyse, Hugo von Hofmannsthal, Thomas Mann, Daphne du Maurier und Ian McEwan. Die Verfilmungen der zwei Erzählungen von du Maurier und McEwan, DON’T LOOK NOW von Nicolas Roeg und THE COMFORT OF STRANGERS von Paul Schrader, werden in diesem Zusammenhang präzise beschrieben. Ausgehend von Don DeLillos Roman „Underworld“ befasst sich Jürgen Heizmann mit der South Bronx als Ikone urbanen Verfalls. Wichtige Filme zu diesem Thema sind für ihn FORT APACHE: THE BRONX von Daniel Petrie und WOLFEN von Michael Wadleigh. Matthias Bauer unternimmt eine filmische Reise durch Geisterstädte, die ihn u. a. zu L’AVVENTURA, L’ECLISSE und ZABRISKIE POINT von Michelangelo Antonioni, GHOST TOWN GOLD von Joseph Kane, THE TREASURE OF THE SIERRA MADRE von John Huston, YELLOW SKY von William A. Wellman, QUANTEZ von Harry Keller und LAND OF PLENTY von Wim Wenders führt. Es ist der für mich schönste Text. Aber auch alle anderen machen scheinbar tote Städte lebendig. Ein sehr lesenswerter Band aus der Reihe „Projektionen“, herausgegeben von Hans Richard Brittnacher. Mehr zum Buch: Details.aspx?ISBN=9783967076479#.YuvVFi-21Hc