11. April 2017
Kippbilder der Familie
Eine Dissertation, die an der Ruhr-Universität Bochum entstanden ist. „Kippbilder“ verändern bei Perspektivwechsel der Betrachter ihre Bedeutung. Anja Michaelsen setzt sich in ihrem zweiteiligen Text mit der Adoption als Kippbild ausein-ander. Im ersten Teil geht es um das „Mutteropfer“ im Holly-wood-Melodram, um Biopolitik und Klassenhierarchie. Zentra-les Filmbeispiel ist STELLA DALLAS (1937) von King Vidor; er wird zunächst mit MILDRED PIERCE (1945) von Michael Curtiz verglichen und dann mit ALL I DESIRE (1953) von Douglas Sirk. Im einen Fall geht es um Mütterliche Entlastungsfantasien, im anderen um die Zuschauerin als „ideale“ Mutter. Die Filme werden sehr konkret und anschaulich in ihren Perspektiven auf die Adoption analysiert. Im zweiten Teil geht es um „Krisennarrative transnationaler Adoption“, um Ursprung, „Rasse“, Heimat. Filmbeispiele sind hier zwei Fernsehproduktionen: DAUGHTER FROM DANANG (2002) von Gail Dolgin und Vicente Franco und FIRSTPERSONAL PLURAL (2000) von Deann Borshay Liem. Der Blick richtet sich dabei auf fehlende Väter, Weiß und Schwarz, Heimatgefühle. Die Filme sind natürlich weniger bekannt, werden aber genau beschrieben. Im Schlusskapitel äußert sich die Autorin über die Bedeutung „biologischer“ Beziehungen für die „neue“ Familie. Interessante Lektüre. Coverfoto: FIRST PERSONAL PLURAL. Mehr zum Buch: kippbilder-der-familie