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25. August 2015

Alfred Hitchcock

2015.HitchcockÜber keinen Filmregisseur gibt es vermutlich mehr Publikationen als über ihn. Die erste erschien 1957, stammte von Eric Rohmer und Claude Chabrol und ist vor zwei Jahren endlich auch ins Deutsche übersetzt worden. Die berühmteste hat François Truffaut zu verantworten. Sein Gespräch „Le cinéma selon Hitchcock“ wurde 1966 veröffentlicht, in Deutschland 1973 unter dem Titel „Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?“, es ist eines der wunderbarsten Filmbücher, die ich kenne. Die Fülle der Hitchcock-Literatur ist kaum zu überschauen. Da ist es mutig, einen anspruchsvollen Band als „Einführung in seine Filme und seine Ästhetik“ zu veröffentlichen. Die Filmwissenschaftlerin Franziska Heller (Zürich) hat sich das zugetraut. Da sie mit Hitchcocks Werk gut vertraut ist und sich mit vielen Zitaten theoretischen Beistand verschafft, ist ihr das auch gelungen. Interessant sind zum Beispiel ihre Bewertungen der wichtigsten Bücher über den Regisseur: sie würdigt sehr differenziert die Publikationen von Rohmer/Chabrol, Truffaut, Robin Wood (1965), Raymond Durgnat (1974), William Rothman (1982) und vor allem von Patrick McGilligan (2003) und hat erhebliche Vorbehalte gegen die autorisierte Biografie von John Russel Taylor (1978). Ein eigenes Kapitel ist der Frage „Wie und wo sehen wir Hitchcocks Filme heute?“ gewidmet, in dem es um Fragen der digitalen Medientransition geht und um Biopics, Dokumentationen, Remakes, Parodien und künstlerisches „Kidnapping“. Im Zentrum stehen dann sieben Hitchcock-Filme, die in ihrer formalen Substanz und in der Rezeption untersucht werden: THE LODGER (1926), THE 39 STEPS (1935), REAR WINDOW (1954), VERTIGO (1958), PSYCHO (1960), THE BIRDS (1963) und FRENZY (1972). In diesem Teil wird auch mit Abbildungen operiert, die Theorie ist sehr präsent, aber die Autorin wird auch hier ihrem Einführungs-Anspruch gerecht. Das Schlusskapitel („Hitchcock morgen?“) klingt vorsichtig, die Bibliografie ist relativ umfangreich, in der Filmografie fehlen mir die Längenangaben. Bei 200 Seiten Umfang leistet sich Franziska Heller im Übrigen keine Umwege. Respekt! Mehr zum Buch: 978-3-7705-5783-7.html