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19. August 2014

Robert Warshow

v8.warshowPR.inddNachdem ich 1958 den Text „Der Westerner – ein amerikanischer Mythos“ von Robert Warshow gelesen hatte, veränderte sich meine Einschätzung des Western-Genres fundamental. Was ich bis dahin nur naiv bewundert hatte, bekam plötzlich ein theoretisches Fundament. Der Text war in der Zeitschrift Film 58 publiziert worden, die kurzfristig parallel zur Filmkritik von Enno Patalas, Wilfried Berghahn und Ulrich Gregor herausgegeben wurde, und damit als seriös authorisiert. Mir hat Warshows Genrebetrachtung eine wichtige Brücke gebaut zur großen Western-Retrospektive in Oberhausen 1965, in der ich dann erstmals die filmhistorischen Zusammenhänge entdecken konnte. Im Verlag Vorwerk 8 sind jetzt alle Filmtexte von Robert Warshow und viele seiner Beiträge zur Populärkultur in Amerika erschienen. Wer den Autor bisher nicht kennt, kann wirklich Entdeckungen machen. Es sind Texte aus den 1940er und 50er Jahren, die hier versammelt sind. Zum Beispiel sein Essay „Der Gangster als tragischer Held“, erstmals 1948 publiziert, der ebenfalls eine große Genrewürdigung ist. Oder seine Rezension des Films THE BEST YEARS OF OUR LIVES von William Wyler aus dem Jahr 1947. Oder die scharfe Kritik an dem Film MY SON JOHN von Leo McCarey, dem Warshow schlicht Dummheit vorwirft. Oder der interessante Vergleich der Bühnenaufführung mit der Verfilmung von Arthur Millers DEATH OF A SALESMAN, verfasst 1952. Zwei bewundernde Texte sind Charles Chaplin gewidmet. Und auch dem europäischen Film schenkte Warshow große Aufmerksamkeit, bespielhaft seien hier die Gedanken zu Rossellinis PAISÀ, zu Dreyers VREDENS DAG und der Rückblick auf eine Filmreihe mit russischen Filmen der 1920er Jahre genannt. Ein sehr lesenswerter Text von David Denby, ein kurzes Vorwort der Herausgeberin Sherry Abel und eine informative Einführung von Lionel Trilling leiten den Band ein. Der Autor Robert Warshow lebte von 1917 bis 1955, er wurde nur 37 Jahre alt. Mehr zum Buch: titel-ansicht.php?id=191