Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
September 2019

Martin Poltrum, Bernd Rieken, Thomas Ballhausen (Hg.)
Zocker, Drogenfreaks & Trunkenbolde
Heidelberg, Springer-Verlag 2019
452 S. , 29,99 €
ISBN 978-3-662-57376-1

Martin Poltrum, Bernd Rieken, Thomas Ballhausen (Hg.):
Zocker, Drogenfreaks & Trunkenbolde.
Rausch, Ekstase und Sucht in Film und Serie

Das Thema Sucht spielt seit über 100 Jahren eine große Rolle im internationalen Kino. Filme über Alkohol, Drogen, Zocken gibt es als Melodramen, Komödien oder Tragödien, sie sollten das Publikum aufklären oder emotional ergreifen. Die Darstellung einer Sucht ist für Schauspielerinnen und Schauspieler immer eine spezielle Heraus-forderung. Das von Martin Poltrum, Bernd Rieken und Thomas Ballhausen herausgegebene Buch behandelt das Thema aus der Sicht des Films und der Psychotherapie.

31 Beiträge sind in dem Band versammelt. Die meisten sind einem einzelnen Film gewidmet. Eröffnet wird mit der „Erkundung einer cineastischen Terra incognita“, mit einer Auflistung ausgewählter Suchtfilme aus der Zeit zwischen 1901 und 1931. Insgesamt 79 Titel sind hier zu finden, mit Angaben zu Land, Jahr und Regie. Es beginnt mit KANSAS SALOON SMASHERS von Edwin S. Porter und George S. Fleming, es endet mit THE STRUGGLE von D. W. Griffith. Aus Deutschland sind sechs Titel zu finden: OPIUM von Robert Reinert, HALBBLUT von Fritz Lang, ALKOHOL von Alfred Lind, LASTER DER MENSCHHEIT von Rudolf Meinert, SPIONE von Fritz Lang und MUTTER KRAUSENS FAHRT INS GLÜCK von Phil Jutzi. Vier Filme werden von den Autoren Dennis Henkel und Axel Karenberg beispielhaft analysiert: ABSINTH (1913), A FOOL THERE WAS (1915), ALKOHOL (1920) und NARCOTICA (1924).

Alle folgenden Filmanalysen sind jeweils einem Thema zugeordnet. Zuerst geht es um „Trunkenbolde, Säufer und Alkoholbarone“. Die ausgewählten Filme sind THE ROARING TWENTIES (1939) von Raoul Walsh, THE LOST WEEKEND (1945) von Billy Wilder, LEAVING LAS VEGAS (1995) von Mike Figgis, VOLLGAS (2001) von Sabine Derflinger und FLIGHT (2012) von Robert Zemeckis.

Der nächste Bereich sind „Heroinsüchtige, Junkies und Realitätsflücht-linge“, die entsprechenden Filme THE MAN WITH THE GOLDEN ARM (1955) von Otto Preminger, CHRISTIANE F. – WIR KINDER VOM BAHNHOF ZOO (1981) von Uli Edel, TRAINSPOTTING (1996) von Danny Boyle und REQUIEM FOR A DREAM (2000) von Darren Aronofsky.

Es folgen „Koksnasen, Crack-Raucher und Kokainmafiosi“ in den Filmen BAD LIEUTENANT (1992) von Abel Ferrara, TRAFFIC (2000) von Steven Soderberg und THE WOLF OF WALL STREET (2013) von Martin Scorsese. Zum Thema „Psychodelische Filme, Kiffer-Komödien und Stoner-Movies“ finden wir fünf Analysen: THE TRIP (1967) von Roger Corman, EASY RIDER (1969) von Dennis Hopper, FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS (1998) von Terry Gilliam, SAVING GRACE (2000) von Nigel Cole und LAMMBOCK (2001) von Christian Zübert. In drei Texten geht es um „Wanzenpulver-Junkies, Vampire im Blutrausch und böse Ekstasen“ in den Filmen PINK FLOYD – THE WALL (1982) von Alan Parker, NAKED LUNCH (1991) von David Cronenberg und ONLY LOVERS LEFT ALIVE (2013) von Jim Jarmusch.

Ein neuer Bereich sind dann „Hypersexualität, Sexsucht und erotische Obsession“ in den Filmen SHAME (2011) von Steve McQueen, NYMPH()MANIAC (2013) von Lars von Trier und DON JON (2013) von Joseph Gordon-Levitt. Zwei Filmbeispiele finden wir zum Thema „Zocker, Gambler, Spielsüchtige“: DIE BLONDE SÜNDERIN (1963) von Jacques Demy und SPIELE LEBEN (2005) von Antonin Svoboda.

Im Schlusskapitel geht es um „Rausch, Ekstase und Sucht in Serien“. Die ausgewählten Beispiele sind DR. HOUSE (2004-2012), BREAKING BAD (2008-2013), BOARDWALK EMPIRE (2010-2014), MR. ROBOT (seit 2015) und LIMITLESS (2015-2016).

31 Autorinnen und Autoren sind an dem Buch beteiligt. Die drei Herausgeber, Martin Poltrum, Bernd Rieken und Thomas Ballhausen, haben ihr Aktionszentrum in Wien. Entsprechend groß ist der Anteil der Beiträge aus Österreich. Ihre Texte haben ein hohes Niveau. Sie fassen die Handlung der Filme zusammen, widmen sich den Hauptfiguren, gehen auf die Form der Filme ein und richten den Blick auf die jeweilige Darstellung der Sucht. In diesem Zusammenhang sind auch die psychotherapeutischen Sichtweisen von großem Nutzen.

Zur Ausstattung des Buches gehören zahlreiche Abbildungen von Fotos und Plakaten in sehr guter Qualität.

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