Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
September 2011

Katharina Henkel, Kristina Jaspers, Peter Mänz (Hg.)
Zwischen Film und Kunst
Storyboards von Hitchcock bis Spielberg
Hachmannedition, Bremen 2011

192 S., 25 €
ISBN 978-3-939429-88-3


Katharina Henkel, Kristina Jaspers, Peter Mänz (Hg.):
Zwischen Film und Kunst.
Storyboards von Hitchcock bis Spielberg

Storyboards:  das sind gezeichnete Bilderfolgen vor Drehbeginn, die visualisieren sollen, wie die Einstellungen eines Films aussehen könnten. Die Ausstellung „Zwischen Film und Kunst“ konfrontiert erstmals Storyboard-Zeichnungen mit den entsprechenden Filmsequenzen und mit Werken der bildenden Kunst. Sie ist einer Kooperation zwischen der Kunsthalle Emden und dem Museum für Film und Fernsehen zu verdanken (und einer Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes).

Storyboards zu 21 Filmen stilbildender Regisseure wie Francis Ford Coppola, Alfred Hitchcock, Fritz Lang, Martin Scorsese oder Steven Spielberg werden Werken namhafter Künstler wie Georg Baselitz, Alexander Calder, Alex Katz, Henri Michaux oder Tony Oursler gegenübergestellt. Die Publikation zeigt Ähnlichkeiten und wechselseitige Anleihen zwischen beiden Medien auf der motivischen Ebene, in der künstlerischen Handschrift und in der gestalteten Atmosphäre.

Schon die Idee ist faszinierend: sie öffnet den Blick in einen kreativen Prozess, bei dem es um Bilder in einer geplanten Bewegung geht. Das unterscheidet Storyboards auch von Szenenbildentwürfen, wie sie in der Filmarchitektur seit den zwanziger Jahr, en bekannt sind.  Eine gewisse Nähe gibt es zum Comic, aber auch fundamentale Unterschiede. Die Kuratorin Kristina Jaspers beschreibt sie so: „Film-Storyboards skizzieren eine Dramaturgie, deren Motor die Bewegung ist, während der Comic Bewegung symbolisieren muss und dies vor allem durch Verdichtung erreicht; seine Grammatik ist die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen  im Gegensatz zu den chronologisch-linearen Abfolgen von Handlung und Geschehnissen im Film.“

Dies sind die Filme (in chronologischer Reihenfolge) zu denen Storyboards abgebildet sind: das schiff der verlorenen menschen von Maurice Tourneur (1929), snow white and the seven dwarfs von David D. Hand aus dem Disney Studio (1937), fantasia von James Algar und Samuel Armstrong, ebenfalls aus dem Disney-Studio (1940), gone with the wind von Victor Fleming, produziert von David O. Selznick (1939), man hunt und ministry of the fear von Fritz Lang (1941 und 1944), spellbound und the birds von Alfred Hitchcock (1945 und 1963), the red shoes von Michael Powell und Emeric Pressburger (1948), solomon and sheba von King Vidor (1959), spartacus von Stanley Kubrick (1960), who’s afraid of virginia woolf? von Mike Nichols (1966), the day of the jackal von Fred Zinnemann (1973), l’homme qui aimait les femmes von François Truffaut (1977), star wars IV von George Lucas (1977), indiana jones and the raiders of the lost ark und a.i. – artificial intelligence von Steven Spielberg (1981 und 2001), hammet von Wim Wenders (1982), l’amant von Jean-Jacques Annaud (1992) und Panic Room von David Fincher (2002).

Das breite Spektrum der Auswahl ist geprägt von Originalität und Verfügbarkeit. Die Kuratoren der Ausstellung waren bei der Spurensuche sehr erfolgreich und wurden von vielen Leihgebern dafür belohnt, dass sie die ersten waren, die sich überhaupt für diese Fundstücke interessiert haben.

Ein kleiner Nachteil des Buches ist das Fehlen der definitiven Filmbilder (in der Ausstellung gibt es Filmausschnitte), ein Vorteil des Buches ist die bildnahe Reproduktion der Kunstwerke. Auch wenn nicht ein allen Fällen die Bezüge zwischen Filmbildern und Kunstwerken nachvollziehbar sind: sie sind inspirierend und zum Teil auch originell.

Im Katalog gibt es sechs Textbeiträge: „Zur Entstehungsgeschichte und Funktion des Storyboards“ von Kristina Jaspers, „Über die Beziehung zwischen Storyboards und Comics“ von Andreas C. Knigge, „Zur Umsetzung von gezeichneten in bewegte Bilder. Ein Filmcheck“ von Katharina Henkel, „4 Regisseure. 4 Filme. 4 Storyboards“ von Peter Mänz, „Das Storyboard: ein unentdecktes Genre zwischen Film- und Bildkunst“ von Nils Ohlsen und „Von der Zeichnung zum Film und zurück. Storyboards und die Bildende Kunst“ von Lena Nievers (jeder Text mit ergänzenden Fotos). Dann folgen die Abbildungen und am Ende steht ein informatives Interview mit Martin Scorsese.