Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
Februar 2009

Andres Veiel, Béatrice Ottersbach (Hg.):
Dokumentarfilm
Werkstattberichte.
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2008
280 S., 19,90 €
ISBN 978-3-86764-085-5

Andres Veiel, Béatrice Ottersbach (Hg.):
Dokumentarfilm.
Werkstattberichte

Noch sind diese Namen weitgehend unbekannt: Florian Aigner, Hanna Doose, Sebastian Heidinger, Nadja Höfeld, Donald Houwer, Teresina Moscatiello, Anne Pütz, David Sieveking, Eva Stotz. Aber da sie sich als Gruppe „super neun“ nennen, muss wohl etwas aus ihnen werden. Sie haben 2004 das Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) begonnen und gemeinsam ein Dokumentarfilmseminar besucht. Ihr Dozent war für sie ein Glücksfall: Andres Veiel. Er ist nicht nur ein herausragender Filmemacher (BLACK BOX BRD, DIE SPIELWÜTIGEN, DER KICK), sondern auch ein sensibler Pädagoge.

Einerseits ist er bei jedem Studenten ein individueller Geburtshelfer. Er hört sich geduldig eine Idee oder Absichtserklärung an, stellt Fragen, gibt erste Hilfestellungen, ermutigt zu persönlichen Bekenntnissen und Entscheidungen. Andererseits moderiert er eine Gruppe und bringt sie dazu, Konkurrenzen abzubauen und konstruktiv miteinander zu diskutieren. Das hat bei der Gruppe „super neun“ offenbar sehr gut funktioniert. Das Seminar dauerte insgesamt drei Jahre, also länger als beabsichtigt, aber am Ende gab es acht fertige Filme, die auf verschiedenen Festivals gelaufen sind und Beachtung gefunden haben.

Das Buch enthält neun Werkstattberichte. Sie erzählen uns sehr konkret und anschaulich von Lernprozessen, kurzfristigen Niederlagen und längerfristigen Erfolgen. Sie handeln von dokumentarischen Reflexionen und höchst subjektiven Erfahrungen. Einige sind sehr emotional und berührend, andere bemühen sich um größere Distanz. Die Berichterstatter schonen sich selbst nicht, gestehen Irrwege ein und lassen es zu, dass andere aus ihren Fehlern lernen können.

Andres Veiel beschreibt in seinem längeren Vorwort, wie sich aus seiner Sicht die einzelnen Projekte entwickelt haben und welche gruppendynamischen Prozesse stattfanden. Und dass er selbst gelernt hat: „Aus Studenten sind in den drei Jahren Kollegen geworden. Die Arbeit mit ihnen hat für mich neue Räume geöffnet. Immer wieder habe ich erlebt, dass meine Erfahrungen begrenzt sind. Ich wurde überrascht, dass es auch ganz anders geht.“

Man sollte sich vornehmen, dieses Buch in zehn Jahren noch einmal aus dem Regal zu ziehen. Vielleicht sind dann aus einigen der „super neun“-Dokumentaristen Filmemacherinnen und Filmemacher geworden, deren Name längst einen eigenen Klang hat.