Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Jahres
2001
Filmbuch des Jahres

Guntram Vogt
Die Stadt im Kino
Schüren, Marburg 2000
820 S. (68 DM)
ISBN 3-89472-331-9

Guntram Vogt:
Die Stadt im Kino.
Deutsche Spielfilme 1900-2000

Einerseits eine Fleißarbeit, andererseits ein spezielles Werk zur deutschen Filmgeschichte, verfasst von dem Marburger Filmhistoriker Guntram Vogt, mit Hilfestellung seines Kollegen Hanno Möbius, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Cornelia Fleer schreibt in ihrer Rezension für den Film-Dienst u.a. „Im Zentrum stehen 69 Filme, von Urban Gads JENNY (1912) bis Andreas Dresens NACHTGESTALTEN (1999). Dazwischen fehlt mit Ausnahme von Werner Schroeter kein bedeutender deutscher Regisseur. Credits, Inhalts- und Produktionsangaben werden durch zeitgenössische Pressezitate ergänzt. Ein Kommentar zur Bedeutung der filmischen Stadt schließt jedes Kapitel ab. Überblicke über Stadtbilder im frühen deutschen Spielfilm bis 1913 und eine Filmauswahl zum neuen deutschen Hauptstadtfilm, von Jan Schüttes FETTE WELT (1998) bis Leander Haußmanns SONNENALLEE (1999), ergänzen den Hauptteil. Die Bebilderung ist reichlich und zeugt vom Blick für das Wesentliche, allerdings kommt die Größe der Abbildungen über das Sonderbriefmarkenformat nicht hinaus. Ein Pluspunkt ist die uneinheitliche  Gestaltung der Texte. Jeder der besprochenen Filme erhält ein eigenes Kapitel, in dem Inhaltsangaben, Künstler- und Produktionsdaten mal ausführlich, mal knapp gehalten sind. So finden die Klassiker der 1920er- und 1930er Jahre breiten Raum, während die Hauptstadtfilme der 1990 Jahre fast stiefmütterlich behandelt werden. Die epische Breite erschwert gelegentlich die Übersicht, trägt aber zur Abwechslung bei. „Die Stadt im Kino“ ist ein großartiger Cineasten-Schmöker. Ein vermeintlicher Nachteil, der Kompromiss zwischen Wissenschaft und Essay, gereicht dem Buch zum Vorteil. Der filmhistorische Kanon wird nicht aufgebrochen, aber es macht Spaß, sich in dem Buch zu verlieren. Beispielsweise in der Rezeption zu Murnaus SUNRISE, dem von Murnaus Anhängern und Kritikern wahlweise ‚bewegende Geühlswärme‘ oder ‚Kälte, Gefühllosigkeit und mangelnder Realismus‘ vorgeworfen wurde. Fazit: Die Lektüre erinnert an Joe Hembus‘ Klassikerreihe zum deutschen Spielfilm. Unterstützt von den Abbildungen, hat der Leser gelegentlich fast den Eindruck, die Filme vor seinem geistigen Auge zu sehen.“ (Film-Dienst 2003, Nr. 18)