Filmbuch-Rezensionen
Filmbuch des Monats
Mai 2011

Knut Elstermann
Früher war ich Filmkind
Die DEFA und ihre jüngsten Darsteller
Das Neue Berlin, Berlin 2011
224 S., 19,95 €
ISBN 978-3-360-02114-4

Knut Elstermann:
Früher war ich Filmkind.
Die DEFA und ihre jüngsten Darsteller

Der Kinderfilm war ein eigenes, sehr respektiertes Genre der DEFA. Und die kleinen Hauptdarsteller genossen großes Ansehen, auch wenn sie in der Regel nur einmal eine Hauptrolle spielen durften. Knut Elstermann, der selbst gern ein Kinderstar geworden wäre, porträtiert 14 einstmals  junge Kinohelden.

Das sind die vierzehn Darsteller: Charles Brauer (eigentlich: Charles Knetschke), der kleine Gustav in IRGENDWO IN BERLIN von Gerhard Lamprecht (1946) – Brauer hat später eine Schauspielerkarriere gemacht, Thomas Schmidt, als DER KLEINE MUCK (1953) der vielleicht populärste Kinderstar (er starb im Juli 2008), Ulrich Mende, das Heimkind Lutz in DIE SUCHE NACH DEM WUNDERBUNTEN VÖGELCHEN von Rolf Losansky (1963), Helmut Rossmann, der zehnjährige ALFONS ZITTERBACKE in dem Film von Konrad Petzold (1966), André Kallenbach, der kleine Thomas im Film DER TAPFERE SCHULSCHWÄNZER von Winfried Junge (1967), Peter Welz, der Sohn Matthias aus gescheiterter Ehe in IKARUS von Heiner Carow (1975) – Welz wurde später selbst Regisseur, Hadiatou Barry, das Mädchen Asina in EIN SCHNEEMANN FÜR AFRIKA von Rolf Losansky (1977), Lars Herrmann, der elfjährige OTTOKAR DER WELTVERBESSERER von Hans Kratzert (1976), Carmen Sarge, DIE DICKE TILLA von Werner Bergmann (1981), Petra Lämmel, SABINE KLEIST, 7 JAHRE von Helmut Dziuba (1982), Axel Bunke, der vierzehnjährige Stefan in INSEL DER SCHWÄNE von Herrmann Zschoche (1983), Vivian Hanjohr, die sechzehnjährige Elisabeth in ERSCHEINEN PFLICHT von Helmut Dziuba (1983), einem von der SED  nicht geliebten Film, Nadja Klier, die dreizehnjährige GRITTA VON RATTENZUHAUS-BEIUNS von Jürgen Brauer (1985) und Peggy Lagner, die körperbehinderte Schulanfängerin Kati in RÜCKWÄRTSLAUFEN KANN ICH AUCH von Karl Heinz Lotz (1989). Mit allen Protagonisten hat Knut Elstermann gesprochen. Er schildert ihre Erlebnisse in der Zeit, als die Filme entstanden, und schlägt den Bogen in die Gegenwart. Über die Filmgeschichte hinaus – und die oft gestellte Frage „Was ist eigentlich aus x geworden?“ – bildet sich in diesem Buch deutsche Geschichte ab, wie sie in der Konkretisierung kaum spannender zu denken ist.

Immer wieder stehen auch die Regisseure der genannten Filme im Fokus, die fast alle mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, weil sie ihre Geschichten auf eigene, nicht immer akzeptierte Weise erzählen wollten.

Die Texte von Knut Elstermann sind so lebendig und zugeneigt, wie man es von ihm als Moderator gewohnt ist. Seine Kommunikations-gabe macht es ihm möglich, Menschen in Gesprächen zu öffnen. Bestechend an dem Buch sind im Übrigen auch die editorische Sorgfalt, die Auswahl der Fotos und die Druckqualität.