ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD (2019)

Eine Reise ins Hollywood des Jahres 1969, in die Aufbruchs-zeit des New Hollywood, als die Filmszene in manchen Berei-chen aus der Spur geriet. Der Schauspieler Rick Dalton, durch eine Fernsehserie zum Star geworden, hat Angst vor der Zukunft, weil er nur noch schlechte Rollen angeboten bekommt. Sein Freund Cliff Booth, bisher als Stuntdouble gut beschäftigt, kriegt keine Jobs mehr, weil er angeblich seine Frau umgebracht hat. Dalton hat neue Nachbarn: den Regisseur Roman Polanski und die Schauspielerin Sharon Tate. Die beiden gehen auf eine Party, an der auch Steve McQueen teilnimmt. Am nächsten Tag spielt Dalton für den Trailer einer neuen Serie wieder einen Schurken. Der Produzent Marvin Schwarz bietet ihm mehrere Rollen in Italowestern an, und Dalton fährt mit seinem Freund Cliff Booth für einige Monate nach Europa, wo er sich in die Italienerin Francesca verliebt und sie heiratet. Nach der Rückkehr nach Hollywood kommt es in Daltons Haus zu Gewaltakten der Manson Family, die für einige tödlich endet. Cliff wird verletzt, Rick, Francesca und Sharon bleiben verschont. Quentin Tarantino hat Fakten und Fiction bunt gemischt. Sein Blick in die Vergangenheit ist wieder spannend inszeniert und große Stars sind in großen und kleineren Rollen zu sehen, Leonardo DiCaprio als Rick Dalton, Brad Pitt als Cliff Booth (dafür hat er gerade den Oscar als Supporting Actor gewonnen), Margot Robbie als Sharon Tate, Al Pacino als Marvin Schwarz. 160 unterhaltsame Minuten. Bei Sony Pictures ist jetzt die DVD des Films erschienen. Mehr zur DVD: QvzBoCD0MQAvD_BwE

SFB mon amour

Wenn man viele Jahrzehnte als Moderator und in anderen Funktionen für einen Rund-funksender tätig war, dann weiß man fast alles, was im Haus passiert ist und fühlt sich eng mit ihm verbunden. Alexander Kulpok (*1938) hat eine sehr lesenswerte „Geschichte des Senders Freies Berlin“ geschrie-ben. Ihr Titel ist „SFB mon amour“. Es gibt einen Prolog, einen Epilog und 36 Kapitel, beginnend mit dem langen Weg zur Gründung. Bis 1952 sendete aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee noch der “(Ost)Berliner Rundfunk“, dann residierte dort vier Jahre die Sowjetarmee, bis der Regierende Bürgermeister Otto Suhr die Übergabe an die BRD erreichte und nach aufwendiger Restaurierung am 4. Dezember 1957 die Wiedereröffnung gefeiert und das Hörfunkprogramm produziert wurde. Das Fernsehprogramm des SFB wurde zunächst aus dem Deutschlandhaus ausgestrahlt, bis 1970 am Theodor Heuss-Platz das neue, 14stöckige Fernsehzentrum eingeweiht werden konnte. Einzelne Kapitel sind speziellen Sendeformen gewidmet, zum Beispiel der Abendschau, dem Hörspiel, den „Zeitpunkten“, dem Sportfunk, den Fernsehserien, dem Videotext. Wunderbar: der persönliche Text über Kulpoks Reise mit Willy Brandt und Herbert von Karajan nach Paris im April 1963 („Marlene, Romy und Malraux inklusive“). – Der SFB war seit 1960 mein „Haussender“. Kurz vor der Fusion mit dem ORB zum rbb gehörte ich dem SFB-Rundfunkrat an. Das Buch hat viele Erinnerungen wachgerufen. Der Anhang enthält eine Liste der SFB-Intendanten von 1954 bis 2003 und eine Chronik des SFB, Jahr für Jahr. Mehr zum Buch: 152&reihe=

„Aufbruch und Umbruch“

Heute wird im Willy-Brandt-Haus die Ausstellung „Aufbruch und Um-bruch“ eröffnet. Sie ist eine Hommage an den Neuen Deutschen Film und präsentiert Bilder des Schweizer Fotografen Beat Presser, die er in den letzten zehn Jahren von ihren Protagonisten gemacht hat. Die Künstlerische Leiterin des Freundeskreises Willy-Brandt-Haus, Gisela Kayser, die Autorin und Regisseurin Jutta Brückner und der Dreh-buchautor Wolfgang Kohlhaase werden zur Eröffnung sprechen. Parallel wird die Ausstellung „Erzähl mir, Augenblick – Schauspieler-porträts“ von Michael Weidt eröffnet. Foto: Schatten von Michael Verhoeven vor einem Berlinale-Poster. Mehr zur Ausstellung: aufbruch-und-umbruch

CALIGARI-Ausstellung

Vor 100 Jahren, im Februar 1920, wurde der Film DAS CABINET DES DR. CALIGARI von Robert Wiene mit Werner Krauss, Lil Dagover und Conrad Veidt im Berliner Marmorhaus uraufgeführt: ein Schlüsselfilm zur deutschen Filmgeschichte. Im Museum für Film und Fern-sehen wird heute die Ausstel-lung „Du musst Caligari wer-den! – Das virtuelle Kabinett“ eröffnet. Es sprechen der Künstlerische Leiter der Deutschen Kinemathek, Rainer Rother, die Leiterin der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Christiane von Wahlert, und der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Johannes Ebert. Zur Ausstellung gehört auch der siebenminütige „volumetrische Film“ DER TRAUM DES CESARE, der vom Goethe-Institut Warschau initiiert wurde. Ich bin gespannt. Mehr zur Ausstellung: du-musst-caligari-werden-das-virtuelle-kabinett

Macht, Ohnmacht, Widerstand

50 Frauen in der Zeit des Natio-nalsozialismus porträtiert Christiane Kruse in ihrem Buch. Ihr Vorwort beginnt mit der Feststellung „Die NS-Ideologie war eindeutig frauenfeindlich. Entscheidungsträger waren ausschließlich Männer der NS-Elite, Frauen wurden von politischer Mitgestaltung fast vollkommen ausgeschlossen und aus verantwortungsvollen Ämtern möglichst ferngehalten. Ihre Rolle als ‚Gefährtin des Manns’, als Hausfrau und Mutter dagegen wurde geradezu mystifiziert und mit allen Mitteln der Propaganda beworben.“ Neun porträtiert Frauen waren mit dem Film verbunden: die Schauspiele-rinnen Lida Baarová, Zarah Leander, Anny Ondra, Marika Rökk, Sybille Schmitz und Kristina Söderbaum, die Autorin Thea von Harbou, die Regisseurin Leni Riefenstahl, die Filmkritikerin und Widerstandskämpferin Libertas Schulze-Boyse. Die Porträts auf jeweils zwei bis vier Seiten sind informativ, pointiert geschrieben und höchst lesenswert. Mit Abbildungen in guter Qualität. Erschienen bei Edition Braus. Mehr zum Buch: Macht-Ohnmacht-Widerstand::275.html

Oscar-Wette

Es gab in der vergangenen Nacht eine wirklich große Überraschung: zum ersten Mal wurde ein nichtenglischsprachiger Film zum „Best Picture“ gewählt: der südkoreanische Film PARASITE von Bong Joon-ho, der auch für die Regie, das Originaldrehbuch und als „International Feature Film“ ausgezeichnet wurde. Ich finde den Film herausragend, habe ihm aber bei der Oscar-Wette nicht genügend vertraut. 42 Perso-nen haben sich in diesem Jahr daran beteiligt. Alleiniger Sieger ist Wolfgang Höbel mit 22 richtigen Prognosen. Respekt und Gratulation, lieber Wolfgang! Mit 16 richtigen Vorhersagen bin ich mit zwei anderen Personen auf Platz sieben gelandet. Das ist eher enttäuschend. Einige der nominierten und ausgezeichneten Filme müssen wir noch im Kino nachholen, bevor die Berlinale beginnt. Mehr zu den Oscar-Gewinnern: oscar.go.com/winners

Oscar-Verleihung

In der kommenden Nacht findet in Los Angeles die 92. Oscar-Verlei-hung statt. Sie wird ab 2.30 Uhr live auf Pro7 übertragen. Auch in diesem Jahr gibt es keinen Moderator, was der Veranstaltung gut tut. Wir haben uns wieder an der Oscar-Wette beteiligt, die von Artur und Theresa Althen in der Tradition ihres Vaters Michael organisiert wird. Die Prognosen waren auch diesmal nicht leicht. Hier sind meine Tips in den 21 wichtigsten Kategorien: 1917 (Best Picture). Sam Mendes (Directing). Renée Zellweger (Actress in a Leading Role). Joaquin Phoenix (Actor in a Leading Role). Laura Dern (Actress in a Supporting Role). Brad Pitt (Actor in a Supporting Role). Quentin Tarantino/ ONCE UPON A TIME IN HOLLYWOOD (Writing, Original Screen-play). Greta Gerwig/LITTLE WOMEN (Writing, Adapted Screenplay). Roger Deakins/1917 (Cinematography). Yang Jimmo/PARASITE (Film Editing). Barbara Ling, Nancy Haigh/ONCE UPON THE TIME IN HOLLYWOOD (Production Design). Jacqueline Durran/LITTLE WOMEN (Costume Design). Kazu Hiro, Anne Morgan, Vivian Baker/ BOMBSHELL (Makeup and Hairstiling). PARASITE (International Feature Film). TOY STORY 4 (Animated Feature Film). AMERICAN FACTORY (Documentary, Feature). Hildur Guonadottir/JOKER (Music, Original Score). „(I’m Gonna) Love Me Again“/ROCKETMAN (Music, Original Song). Oliver Tarney, Rachael Tate/1917 (Sound Editing). Mark Taylor, Stuart Wilson/1917 (Sound Mixing). AVEN-GERS: ENDGAME (Visual Effects). Im vergangenen Jahr bin ich mit 15 richtigen Prognosen zusammen mit acht anderen auf Platz vier gelandet. Die Nacht wird wieder spannend. Mehr zu den Nominierungen: nominees

LEID UND HERRLICHKEIT (2019)

Dies ist der 21. Film des inzwi-schen 70jährigen Pedro Almo-dóvar und sicher einer seiner besten. Er erzählt die Lebens-geschichte eines gealterten Filmregisseurs, erinnert an frühe Lieben, die Beziehung zu seiner Mutter (gespielt von Penélope Cruz und Julieta Serrano), berufliche Entscheidungen, die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Alberto Crespo, die konfliktreich war, die Begegnung mit seinem Exlover Federico. Der Regisseur Salvador Mallo wird von Antonio Banderas gespielt, der über eine große Ausstrahlung verfügt. Autobiografisches verbindet sich mit Fiktivem. Heroin spielt eine gewisse Rolle, Homosexualität natürlich auch. Am Ende liegt der Regisseur auf dem Operationstisch und wird vom Chirurgen gefragt, ob sein neuer Film ein Drama oder eine Komödie werde. „Das weiß man erst am Ende“, antwortet er. Dann beginnt die Narkose. Der Film war erfolgreich im Kino, jetzt ist bei StudioCanal/Arthaus die DVD erschienen. Mit interessanten Extras. Mehr zur DVD: dvd/leid_und_herrlichkeit

Filmstatistisches Jahrbuch 2019

Auch für das Jahr 2018, in dem die Besucherzahlen der Kinos etwas schwächelten, liegen jetzt die offiziellen Zahlen des Film-statistischen Jahrbuchs vor, das über die Entwicklungen in den Bereichen Filmproduktion, Verleih, Filmtheater, Werbung, Filmbesuch, Video, FSK, FBW, Filmförderung, internationale Filmstatistik und Fernsehen informiert. Es wurden, wie im Jahr 2017, 247 deutsche Lang-filme uraufgeführt. Der erfolg-reichste deutsche Film war JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER mit 1,9 Mio Besuchen. Es wurden insgesamt 105,4 Millionen Tickets verkauft, 2017 waren es noch 122,3 Millionen. Aber die Tendenz steigt inzwischen wieder. Die passioniertesten Kinobesucher gibt es weiterhin in Berlin; dort ging jeder Einwohner 2,33 mal pro Jahr ins Kino, gefolgt von Bremen (2,22) und Hamburg (1,88). Brandenburg ist mit 0,94 pro Einwohner im Jahr weiterhin das Schlusslicht. Der durchschnittliche Ticketpreis lag bei 8,54 €. 50 Prozent der Kinobesuche fanden zu zweit statt, nur 13 Prozent der Besucher*innen gingen allein ins Kino. Wieder erfährt man auf den 100 Seiten des Buches viele interessante Fakten, wenn man sich für Zahlen interessiert. Für die Zusammenstellung war wieder Wilfried Berauer zuständig. Mehr zum Buch: product=43506

Philosophieren mit Filmen im Unterricht

Neun Themenbände sind für die Reihe „Methoden im Philoso-phie- und Ethikunterricht“ ge-plant. Band 1 hat den Film im Blickpunkt. Vier Beiträge ver-mitteln, wie Filme generell im Philosophie- und Ethikunter-richt eingesetzt werden können. Dann geht es konkret um die Möglichkeiten des Einsatzes in den Sekundarstufen I und II. Rund 20 Titel werden für den pädagogischen Einsatz vorge-schlagen, darunter sind die Filme SHREK von Andrew Anderson, FREEDOM WRI-TERS von Richard LaGrevenese, BALANCE von Christoph und Wolfgang Lauenstein, DAS MEER IN MIR von Alejandro Amenábar, DIE STADT DER BLINDEN von Fernando Meirelles, WENN DAS LEBEN GEHT von Karsten Killerich, IN TIME von Andrew Niccol, EPILOG von Tom Tykwer, L.A. CRASH von Paul Haggis, THE TRUMAN SHOW von Peter Weir, MUXMÄUSCHENSTILL von Markus Mittermeier, THE DARK KNIGHT und INCEPTION von Christopher Nolan, HIGH NOON von Fred Zinnemann (beeindruckender Text von Bodo Kensmann), MATRIX von den Wachowskis, BLADE RUNNER von Ridley Scott, eXistenZ von David Cronenberg und die Serie DR. HOUSE. Die Texte vermitteln den philosophischen Kern des jeweiligen Films und geben die pädagogische Richtung vor. Ein sehr inspirierendes Buch, herausgegeben von Martina und Jörg Peters, erschienen im Meiner Verlag. Mehr zum Buch: philosophieren-mit-filmen.html