Filmfestivals

Die Landschaft der Filmfestivals in der Bundesrepublik hat sich in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – sehr verändert. Das vorliegende Buch, herausgege-ben von Tanja C. Krainhöfer und Joachim Kurz, informiert über Krisen, Chancen, Perspektiven. 17 Festivals werden in Texten oder Gesprächen charakterisiert. Dies sind: das exground filmfest in Wiesbaden (Text: Andrea Wink), das Hamburg International Queer Film Festival (Gespräch mit Jan Künemund), das Filmkunstfest Mecklenburg Vorpommern in Schwerin (Text: Volker Kufahl), das Fünf Seen Filmfestival südlich von München (Gespräch mit Matthias Helwig), das Deutsche Kinder Medien Festival Goldener Spatz in Gera (Text: Nicola Jones und Barbara Felsmann), das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (Text: Sascha Keilholz und Frédéric Jaeger), das Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken (Text: Oliver Baumgarten und Swenja Böttger), das Filmfest Hamburg (Gespräch mit Albert Wiederspiel und Kathrin Kohlstedde), das Internationale Trickfilm Festival Stuttgart (Text: Ulrich Wegenast), Das Film Festival Cologne (Gespräch mit Martina Richter und Johannes Hensen), die Biennale Bavaria International – Festival des neuen Heimatfilms (Text: Joachim Kurz), das achtung berlin Filmfestival (Gespräch mit Sebastian Brose), das DOK.fest München (Text: Daniel Sponsel), die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen (Gespräch mit Lars Henrik Gass), das un.thaitled Filmfestival/bi’bak und SINEMA TRANSTOPIA (Gespräch von Sarnt Utamachote, Rosalie Namsai Engchuan, Malve Lippmann und Can Sungu), das DOK Leipzig und die Cinématheque Leipzig (Gespräch mit Christoph Terchechte, Angela Seidel und Katharina Franck), das LICHTER Filmfest Frankfurt International (Text von Gregor Maria Schubert, Johanna Süß, Kenneth Hujer und Pauline Klink). Einleitung und vorläufige Bilanz stammen von dem Herausgeber-Duo. Krainhöfer und Tobias H. Petri haben eine Analyse „eines Sektors im Wandel“ formuliert, Georg Seeßlen hat ein Vorwort geschrieben. Mit Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: etk-ISBN=9783967077254#.Y10ROi221Hc

Paul Newman

Paul Newman (1925-2008) war von den 1950er bis in die 1990er Jahre einer der großen Stars in Hollywood. Zehnmal für den Oscar nominiert, hat er ihn einmal erhalten: 1987 für die Hauptrolle in THE COLOR OF MONEY von Martin Scorsese. Zwischen 1986 und 1991 arbeiteten Newman und sein engster Freund, der Drehbuchautor Stewart Stern, an einer Autobiografie von Newman. Sie sammelten unendlich viel Material, das Projekt wurde aber nie vollendet. Jetzt hat David Rosenthal die Aufzeichnungen zu einem Buch verarbeitet. Wir erfahren viel über Paul Newmans traumatische Kindheit, seine Zeit in der Navy, die erste Ehe mit der Schauspielerin Jacqueline Witte, seine Schau-spielerausbildung bei Lee Strasberg, die ersten Theatererfahrungen und die erste große Filmrolle als Rocky Graziano in SOMEBODY UP THERE LIKES ME (1955) von Robert Wise mit Pier Angeli als Partnerin. 1958 ließ er sich scheiden und heiratete die Schauspielerin Joanne Woodward. Zu seinen bekanntesten Filmen in den folgenden Jahren gehören THE LONG HOT SOMMER, CAT ON A HOT TIN ROOF, TORN CURTAIN, THE STING, THE TOWERING INFERNO und THE VERDICT. Er hat mit vielen bekannten Regisseuren zusammengearbeitet, die er unterschiedlich bewertet. Mit 54 Jahren wurde er erfolgreich im Motorsport, in den 1960er Jahren engagiert er sich in der Bürgerrechtsbewegung. „Das außergewöhnliche Leben eines ganz gewöhnlichen Mannes“ ist der Titel der Autobiografie. Es erweist sich als großer Gewinn, dass sie 14 Jahre nach seinem Tod publiziert wurde. Mit einem Vorwort der Tochter Melissa Newman, einem Nachwort der Tochter Clea Newman Soderlund und Abbildungen in guter Qualität. Mehr zum Buch: Paul-Newman/Heyne/e608287.rhd

LOVING HIGHSMITH (2022)

Sie war mit Europa enger verbunden als mit ihrem Heimatland USA. Die Schriftstellerin Patricia Highsmith (1921-1995) hat 22 Romane geschrieben, überwiegend psychologische Kriminalromane. Der erste, „Strangers on a Train“, erschien 1950 und wurde 1951 von Alfred Hitchcock verfilmt. Fünfmal ist der charmante Killer Tom Ripley die Hauptfigur. Der Dokumentarfilm LOVING HIGHSMITH von Eva Vitija ist eine beeindruckende Liebesbiografie. Die wechselnden Beziehungen zu Frauen werden von drei daran Beteiligten erzählt, der amerikanischen Schriftstellerin Marijane Meaker (*1927), der französischen Übersetzerin Monique Buffet (*1952) und der deutschen Künstlerin und Schauspielerin Tabea Blumenschein (1952-2020). Dokumentarisches Material aus unterschiedlichen Lebensphasen verhilft Patricia Highsmith zu einer großen Präsenz. Ihre Kindheit wird durch Kinder und Enkel ihres Cousins Dan O. Coates in Fort Worth, ihrem Geburtsort, in Erinnerung gerufen. Natürlich spielt auch der Roman „Carol“, den sie zunächst unter einem Pseudonym veröffentlicht hat, eine Rolle. Ich habe alle Romane von Patricia Highsmith, die im Zürcher Diogenes-Verlag erschienen sind, gelesen und die Autorin sehr verehrt. Das Porträt von Eva Vitija ist unbedingt sehenswert. Die DVD ist jetzt bei Salzgeber erschienen. Mehr zur DVD: https://salzgeber.de/highsmith

Filmische Kindheitsfiguren

„Wie zeigen und inszenieren Filme Kinder? Welche Per-spektive auf Kinder und welche Erfahrung von Kindheit ver-mitteln sie? Welche ästhetischen Formen der Kindheit hat das Medium hervorgebracht?“ Auf diese Fragen gibt Bettina Henzler in ihrem wissen-schaftlich fundierten Buch differenzierte Antworten. Vier Kapitel strukturieren den Text. I. Das Kind als reflexive Figur des modernen Kinos. II. Kinder in Bewegung. III: Wahrneh-mungen. IV. Ästhetik des Spiels. Im Mittelpunkt der Analysen stehen französische Kindheitsfilme, weil sie in der Filmgeschichte des Landes eine große Tradition haben. Dies sind die wichtigsten Titel: JEUX INTERDITS (1952) von René Clément, LE BALLON ROUGE (1956) von Albert Lamorisse, LES QUATRE CENTS COUPS (1959) von François Truffaut, LA GUERRE DES BOUTONS (1962) von Yves Robert, LA MAISON DES BOIS (1971) von Maurice Pialat, LA DRÔLESSE (1979) von Jacques Doillon, RÉCRÉATIONS (1992) von Claire Simon, PONETTE (1996) von Jacques Doillon, MARTHA…MARTHA (2000) von Sandrine Veysset, DEMI-TARIF (2003) von Isild Le Besco, LA FAUTE À FIDEL (2006) von Julie Gavras, STELLA (2008) von Sylvie Verheyde, LE GAMIN AU VÉLO (2011) von Jean-Pierre und Luc Dardenne, TOMBOY (2011) von Céline Sciamma, INNOCENCE (2019) von Lucia Alemany. 488 sehr lesenswerte Seiten. 770 Quellenverweise belegen die wissenschaftliche Verortung. 222 kleine Abbildungen in guter Qualität konkretisieren den Text. Mehr zum Buch: programm-titel-ansicht.php?id=299&am=3

PIXAR-Museum

Das großformatige Buch erzählt die Geschichte des berühmten Animations-studios, dessen Ursprünge 1979 bei den Graphic Groups von Lucasfilm liegen. 1986 kaufte es Apple-Mitgründe Steve Jobs für fünf Millionen US-Dollar und nannte es Pixar. Der erste lange Spielfilm, TOY STORY, kam 1995 in die Kinos und wurde weltweit ein großer Erfolg. Bis 2019 gab es bereits drei Fortsetzungen. Zu den bekanntesten Pixar-Produktionen gehören DIE MONSTER AG (2001), FINDET NEMO (2003), DIE UNGLAUBLICHEN (2004), CARS (2006), RATATOUILLE (2007) und ALLES STEHT KOPF (2015). Seit 2006 gehört Pixar zur Walt Disney Company. Simon Beecroft hat den sehr informativen Text geschrieben, der auch die Arbeit so wichtiger Personen wie John Lasseter, Pete Docter, Brad Bird und Josh Cooley würdigt. Eine Chronik von 1986 bis 2021 ruft wichtige Fakten in Erinnerung. Die Abbildungen haben eine sehr gute Qualität. Unbedingt empfehlenswert. Mehr zum Buch: disney-pixar-museum/978-3-8455-1774-2

Drehort Schweiz

In mehr als fünftausend Spielfilmen und zahllosen TV-Serien waren Orte in der Schweiz der Schauplatz, für einheimische und ausländische Produktionen. Hier standen Juliette Binoche und Clint Eastwood, Alec Guinness und Sophia Loren, Al Pacino und Mai Zetterling vor der Kamera. Die großen Städte Basel, Bern, Genf und Zürich waren und sind als Hintergrund genauso beliebt wie die kleinen Dörfer in den Alpen. Thomas Blubacher hat für sein Buch „Drehort Schweiz“ die locations von geschätzt fünfhundert Filmen oder Serien ermittelt und beschreibt sie detailliert. Natürlich sind es vor allem Schweizer Produktionen, die das Buch dokumentiert, darunter so bekannte Produktionen wie FRAUENNOT – FRAUENGLÜCK (1930) von Eduard Tissé, WACHTMEISTER STUDER (1939) und DIE LETZTE CHANCE (1945) von Leopold Lindtberg, HEIDI (1952) von Luigi Comencini, ULI DER KNECHT (1954) von Franz Schnyder, SCHATTEN DER ENGEL (1973) von Daniel Schmid, DAS BOOT IST VOLL (1981) von Markus Imhoof, GEKAUFTES GLÜCK (1988) von Urs Odermatt und MARIO (2018) von Marcel Isler. Die Drehorte werden in alphabetischer Reihenfolge aufgesucht, von Aarau bis Zwieselberg, die Filme weithegend chronologisch verortet. Originell: die idyllische Landschaft am Bachsee der Gemeinde Grindelwald war der Hintergrund des Planeten Alderaan, auf dem Prinzessin Leia in STAR WARS: EPISODE III – DIE RACHE DER SITH (2003-2005) aufgewachsen ist. Schwarzweiß-Abbildungen in guter Qualität dokumentieren Dreharbeiten und Filmszenen. Coverfoto: Max Hubacher bei den Dreharbeiten zur Fernsehserie FRIEDEN (2019). Mehr zum Buch: Thomas-Blubacher-Drehort-Schweiz-978-3-7296-5103-6

Wagner im Film

In der Reihe „wagnerspectrum“ ist jüngst ein Band mit dem Schwerpunkt Wagner im Film erschienen. Er enthält sieben Aufsätze zum Thema. Martin Kunst äußert sich zu Wagners Werken als Vorläufer des Filmsoundtracks. Oliver Huck befasst sich mit Wagner als Tonbild sowohl zu Lebzeiten des Komponisten als auch in den Jahren 1905 bis 1916. Bei Gabriele Groll geht es um Wagner im absoluten Film. Im Mittelpunkt steht der Film KREISE (1933/34) von Oskar Fischinger. Christoph Henzel beschreibt die Leitmotivtechnik in der deutschen Filmmusik der 1920er bis 40er Jahre. Zu seinen Filmbeispielen gehören METROPOLIS (1927), DIESEL (1942), DIE GOLDENE STADT (1942), MÜNCHHAUSEN (1943), ROMANZE IN MOLL (1943), IMMENSEE (1943). Johannes C. Gall und Silke Reich richten ihren Blick auf das Wagner-Biopic MAGIC FIRE (1955) von William Dieterle und Erich Wolfgang Korngolds musikalischen Beitrag. Pascal Rudolph beschäftigt sich mit der Musik Richard Wagners in den Filmen von Lars von Trier und dem Konflikt zwischen dem Regisseur und den Bayreuther Festspielen bei der Planung einer Inszenierung des „Rings des Nibelungen“. Im Essay von Elisabeth Bronfen und Adrian Daub geht es um Richard Wagner und Quentin Tarantino: „Brünnhilde Unchained“. Alle Texte  sind sehr informativ und haben ein hohes Niveau. Mehr zum Buch: product/9783826076824-wagnerspectrum/

Big Ideas. Das Filmbuch

Quer durch die internationale Filmgeschichte führt uns dieses Buch aus der Reihe „Big Ideas“. 118 Filme werden in kurzen Texten und mit vielen Fotos in chronologischer Reihenfolge gewürdigt, beginnend mit der REISE ZUM MOND (1902) von Georges Méliès, endend mit PARASITE (2019) von Bong Joon-ho. Sechs Phasen struk-turieren den Band: Visionäre (1902-1931), Goldene Zeiten in Schwarz-weiß (1931-1949), Furcht und Staunen (1950-1959), Rebellion (1960-1974), Engel & Monster (1975-1991), Kleine Welt (1992 bis heute). Zehn deutsche Filme sind dabei: DAS CABINET DES DR. CALIGARI (1920) von Robert Wiene, METROPOLIS (1927) von Fritz Lang, DER BLAUE ENGEL (1930) von Josef von Sternberg, MENSCHEN AM SONNTAG (1930) von Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer, M (1931) von Fritz Lang, AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972) von Werner Herzog, ANGST ESSEN SEELE AUF (1974) von Rainer Werner Fassbinder, DAS BOOT (1981) von Wolfgang Petersen, DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987) von Wim Wenders und DAS LEBEN DER ANDEREN (2006) von Florian Henckel von Donnersmarck. Es fehlen Filme von Max Ophüls, Konrad Wolf, Frank Beyer, Wolfgang Staudte oder Volker Schlöndorff. Die Texte von Louis Baxter, John Farrow, Kieran Grant und Damon Wise wirken sachkundig. Kurze Porträts von Regisseuren, Schauspielerinnen und Schauspielern sind eingefügt. Ein empfehlenswertes Buch zu 120 Jahren Filmgeschichte. Mehr zum Buch: obig-ideas-das-film-buch-9783831045839

„Zeit zu leben“

Vor zwei Jahren hat Michael Grisko das Buch „Drehort Thüringen“ publiziert. In 19 Kapiteln wurden wichtige Spielfilme beschrieben, die in Eisenach, Erfurt, Gotha, Jena oder Weimar realisiert worden sind. Jetzt gibt Grisko Einblicke in die DEFA-Produktion ZEIT ZU LEBEN, die 1969 in Söm-merda, Erfurt und Weimar gedreht wurde. Der Film galt als offizieller Beitrag der DEFA zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR. Hauptfigur des Films ist der neu berufene Direktor eines Werkes für Rechentechnik in Sömmerda, Lorenz Reger, der die Verantwortung übernimmt und gleichzeitig erfahren hat, dass er lebensbedrohlich erkrankt ist. Am Ende des Films ist ihm viel gelungen, aber er lebt nicht mehr. Der Film des Regisseurs Horst Seemann mit Leon Niemczyk in der Rolle von Lorenz Eger hat große Qualitäten. Grisko porträtiert den Regisseur Seemann, stellt Überlegungen zum Film selbst an, beschreibt die Stationen der Produktion und dokumentiert die Presseresonanz. Ein Zeitzeugeninterview mit Heike Margraf, die damals als Achtjährige mitgespielt hat, schließt den Band ab. Mit Abbildungen in sehr guter Qualität. Ein beeindruckendes Buch. Mehr zum Buch: article/2194-Zeit_zu_leben

Peter Nau 80

Heute wird der Autor Peter Nau achtzig Jahre alt. Dazu gratu-liere ich ihm herzlich. Seine ersten Texte veröffentlichte er in der Zeitschrift Filmkritik in den 70er und 80er Jahren. Vor 44 Jahren erschien sein Buch „Zur Kritik des Politischen Films“ mit einfühlsamen Reflexionen über das Kino und das Leben in analysierenden Filmbeschreibungen. Peter hat sich immer für das Entlegene interessiert und darüber mit einer besonderen, poetischen Zuneigung geschrieben. „Lesen und Sehen“ ist der Titel eines Buches, das vor einem Jahr vom Harun Farocki Institut (Berlin) und Synema (Wien) herausgegeben wurde. In der Form von Miniaturen werden Gedanken über Philosophie, Literatur und Film vermittelt. „Unter dem Regenmond“ hieß ein Band über Reisen in Filmen (2015), ein anderer „Irgendwo in Berlin“ mit Texten über Ost und West (2013) Beide erschienen im Verbrecher Verlag. Zur Viennale 2015 gab es das „Wiener Miniaturenbuch“. Es sind vor allem französische und italienische Filme, die Peter inspirieren. Er hat keinen Computer, das Internet ist ihm fremd. Aber seit kurzem gibt es einen Wikipedia-Eintrag: wikipedia.org/wiki/Peter_Nau . Ich wünsche mir noch viele Miniaturen von ihm.