Film Stadt Berlin (Weihnachtsgeschenk 7)

„Film Stadt Berlin“ heißt eine DVD-Reihe von Icestorm, in der bekannte und weniger bekannte Filme, meist von der DEFA produziert, mit Geschichten über Menschen in dieser Stadt zu er-werben sind. Nr. 1: EINE BERLINER ROMANZE (1956) von Gerhard Klein. Uschi (Annekathrin Bürger in ihrer ersten Rolle) lernt den Beruf der Ver-käuferin im HO-Warenhaus am Alexanderplatz, Hans (Ulrich Thein) arbeitet zunächst als Autowäscher und dann in einem Abbruchunternehmen in Westberlin. Ihre Liebesgeschichte könnte nach vielen Hindernissen glücklich enden, aber das bleibt offen. Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase. Schwarzweiß, viele komische Momente, nah an der Wirklichkeit.

Nr. 2: LEICHENSACHE ZERNIK (1971) von Helmut Nitzschke. Ein Kriminalfilm, der die Zerrissenheit der Viersektorenstadt Berlin im Jahr 1948 thematisiert. Hauptfigur ist der junge Kriminalanwärter Kramm (gespielt von Alexander Lang), der zusammen mit Kriminalrat Stübner (Kurt Böwe) und Oberrat Kleinert (Norbert Christian) einen Frauenmörder verfolgt. Mit her-vorragenden Darstellerinnen (Anne-mone Haase, Lissy Tempelhof, Käthe Reichel, Agnes Kraus) in diversen Nebenrollen. Ursprünglich sollte Gerhard Klein Regie führen, der aber nach zehn Drehtagen verstarb. Am Drehbuch und seiner Realisierung war Wolfgang Kohlhaase beteiligt. Schwarzweiß, spannend.

Nr. 3: HEUTE ABEND UND MORGEN FRÜH (1979) und MOTIVSUCHE (1989) von Dietmar Hochmuth. HEUTE ABEND… ist sein Diplomfilm an der Moskauer Filmhochschule, dauert 50 Minuten und zeigt Momente im Leben einer Zahnärztin (Christine Schorn) am Freitagabend am Alexanderplatz und am Samstagmorgen zu Hause mit ihrem Mann (Rolf Hoppe) , während der Sohn in der Schule ist. Schwarzweiß, authen-tisch. MOTIVSUCHE erzählt von den Schwierigkeiten eines Dokumentarfilm-regisseurs, der endlich einen Spielfilm drehen will und dabei scheitert, weil seine Protagonisten sich mit ihm und untereinander zerstreiten. Gedreht kurz vor dem Mauerfall.

Nr. 4: FRÜHLING IN BERLIN (1957) von Arthur Maria Rabenalt. Ein Flug von Wien nach Kopenhagen muss wegen schlechten Wetters in Berlin unterbrochen werden. Die meisten Passagiere sind darüber sauer, aber der erzwungene Aufenthalt klärt auch einige Konflikte. Nach zwei Tagen treffen sie sich in besserer Stimmung in Tempelhof wieder. Eine Kurt Ulrich-Produktion mit prominenten Darstel-lern: Walter Giller, Sonja Ziemann, Gardy Granass, Gerhard Riemann, Dietmar Schönherr. Wunderbar: Martha Eggerth als Sängerin, Wolf-gang Neuss als Bankräuber, Wolfgang Völz als Zeitungsverkäufer. Ein Werbefilm für die Stadt aus westlicher Perspektive.

Nr. 5: GESCHICHTEN JENER NACHT (1966/67). Vier Episoden aus der Nacht vor Beginn des Mauerbaus, vom 12. zum 13. August 1961. In PHÖNIX von Karlheinz Carpentier entschließt sich ein Kampfgruppenkommandant (Hans Hardt-Hardtloff), zu einem jungen Genossen großzügig zu sein. In DIE PRÜFUNG von Ulrich Thein entschei-det sich ein 18jähriges Mädchen (Jenny Gröllmann), nicht in den Westen zu gehen. In MATERNA von Frank Vogel steht ein Maurer (Ulrich Thein) mit Gewehr Posten. In DER GROSSE UND DER KLEINE WILLI von Gerhard Klein ändert der kleine W (Jaecki Schwarz) seine Meinung zu Gunsten der DDR und des großen W (Erwin Geschonneck). Wirkt heute alles etwas propagandistisch.

Nr. 6: DÄMMERUNG – OSTBERLI-NER BOHÈME DER 50ER JAHRE (1993) und THEATERARBEIT – DAS BERLINER ENSEMBLE IM 25. JAHR (1975) sind zwei Dokumentarfilme von Peter Voigt. Er hat in beiden Fällen umfangreiches Archivmaterial ausge-wertet. Der Blick zurück in die 50er Jahre wird begleitet von persönlichen Erinnerungen, u.a. kommen Rolf Ludwig, Hans-Dieter Knaup, Stefan Lisewski, Ekkehard Schall und Werner Stötzer zu Wort.  THEATERARBEIT zeigt Ausschnitte aus Proben und Vorstellungen, ergänzt durch Interviews. Christian Lehmann war Kameramann bei beiden Filmen.

Nr. 7: DER FACKELTRÄGER (1957) von Johannes Knittel sollte eine Satire zur Situation der Justiz in Westberlin sein, galt aber schon damals als nicht gelungen, wurde zwei Jahre unter Ver-schluss gehalten und nur in der DDR-Provinz gezeigt. Ein Gerichtsfilm, in dem es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Karriere geht. Der Oberstaatsan-walt Dr. Sänger (dargestellt von Her-mann Kiessner) wird am Ende trotz Misserfolgs an den Bundesgerichtshof berufen. In einer Nebenrolle ist Ruth-Maria Kubitschek zu sehen. Drehbuchautor war der Strafverteidiger Friedrich Karl Kaul. Unter den hier versammelten Filmen der schwächste.

Die DVDs sind ein schönes Geschenk für alle, die sich für Berliner Geschichte(n) interessieren. Mehr zu den DVDs: filmstadt-berlin-vorteilspaket.html 

Wim Wenders (Weihnachtsgeschenk 6)

Wim Wenders nimmt uns in diesem wunderbaren Buch mit auf eine Zeitreise in die 1970er Jahre, als er mit großer Leidenschaft Polaroid-Fotos gemacht hat, die etwas völlig anderes waren als heute sogenannte „Selfies“. Es gelingt ihm in seinem Text – geschrieben auf einer alten Olivetti-Schreibmaschine – , die Ein-maligkeit dieser Fotos sehr präzise zu definieren. 403 Polaroids sind abgebildet und verbinden sich mit 36 Geschichten dazu, die uns durch ein Jahrzehnt der Filmgeschichte führen. Damals entstanden DIE ANGST DES TORMANNS BEIM ELFMETER, DER SCHARLACHROTE BUCHSTABE, ALICE IN DEN STÄDTEN, FALSCHE BEWEGUNG, IM LAUF DER ZEIT, DER AMERIKANISCHE FREUND und NICK’S FILM – LIGHTNING OVER WATER. Daran waren u.a. Peter Handke, Robby Müller, Senta Berger, Rüdiger Vogler, Yella Rottländer, Hanns Zischler, Bruno Ganz und Dennis Hopper, Ed Lachmann und Nicholas Ray beteiligt, die nicht nur auf Fotos zu sehen sind, sondern auch in Wims Text eine Rolle spielen. Außerdem gibt es Fotos von seinen Reisen nach Amerika, die ihn zum ersten Mal nach New York, San Francisco und Los Angeles geführt haben, und überraschend mischt sich auch die Fotografin Annie Leibovitz ins Geschehen ein (sieben Fotos stammen von ihr). Dank der inzwischen aktiven Wim Wenders Stiftung sind die alten, von ihm schon fast vergessenen Polaroids inzwischen gesichert worden und kommen in diesem Buch zu einer neuen Bedeutung. Ein schönes Geschenk für alle, die sich mit Fotografie beschäftigen und/oder an den Filmen von Wim Wenders interessiert sind. Mehr zum Buch: 4usicdam3d0ri7

The Crown (Weihnachtsgeschenk 5)

Die britische Fernseh-serie THE CROWN erzählt das Leben der Königin Elisabeth II., beginnend mit ihrer Hochzeit im Jahr 1947. Die erste Staffel mit zehn Folgen ist seit November 2016 auf Netflix zu sehen, die zweite Staffel gibt es seit 8. Dezember. Autor ist Peter Morgan. Die Serie hat ein hohes Niveau, Regie führten Stephen Daldry, Philip Martin, Julian Jarrold und Benjamin Caron. Die junge Königin Elisabeth wird sehr eindrucksvoll von Claire Foy gespielt, Darsteller des Herzog Philip ist Matt Smith. Im Edel Verlag ist jetzt ein sehr empfehlenswertes Buch erschienen, das die ersten zehn Folgen, also die Zeit von 1947 bis 1956, in Texten und Bildern vertieft. Der Verfasser, Robert Lacey, ist Hofhistoriker, er verknüpft geschickt die fiktionale Ebene der Serie mit den historischen Fakten und Hintergründen. Farbigen Szenenbildern der Serie stehen dokumentarische Schwarzweißfotos gegenüber. Viel Platz bekommen die historischen Figuren, die mit dem Geschehen jener Jahre verbunden waren: die königliche Familie, der Hof, die königlichen Kreise, die Welt der Politik (speziell: Winston Churchill) und andere Persönlichkeiten; auch einige fiktive Figuren werden vorgestellt. Jeder der zehn Folgen sind rund 30 Seiten gewidmet. Das Buch ist ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk für alle, die sich – trotz Brexit – für englische Geschichte, für die Monarchie und/oder für englische Serien interessieren. Mehr zum Buch: https://buch-findr.de/buecher/the-crown/

Ingeborg Bachmann (Weihnachtsgeschenk 4)

Sie war eine der großen und immer etwas geheimnisvollen österreichischen Autorinnen von den 1950er bis in die 70er Jahre, und auch nach ihrem Tod 1973 hat sie die literarische Welt sehr beschäftigt: mit Inter-pretationen, aber auch mit Spekulationen über ihr Leben und ihren plötzlichen Tod. Seit 1977 wird in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt in jedem Jahr der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Ina Hartwig, viele Jahre Literaturredakteurin der Frankfurter Rundschau und seit 2016 Frankfurter Kulturdezer-nentin, hat jetzt im S. Fischer Verlag ein sehr lesenswertes Buch über Ingeborg Bachmann publiziert. Sie nennt es „Eine Biographie in Bruchstücken“. Jedes der acht Kapitel hat einen Schwerpunkt, beginnend mit ihrem rätselhaften Sterben, dann geht es um ihr Verhalten vor der Kamera, um die Beziehung zu Paul Celan, ihr politisches Denken und Handeln, um ihren Aufenthalt in Berlin von 1963 bis 1965, das Leben in Rom und auf Reisen und schließlich um das Verhältnis zu ihren Eltern, vor allem zu ihrem Vater. Ina Hartwig hat hervorragend recherchiert (der Zugang zu einigen Quellen, zum Beispiel von Max Frisch, ist allerdings noch verschlos-sen) und mit zahlreichen Zeitzeugen Gespräche geführt. Darüber berichtet sie sehr anschaulich in einem eigenen, letzten Kapitel. Hier kommen Hans Magnus Enzensberger, Martin Walser, Klaus Reichert, Klaus Wagenbach, Peter Handke, Martin Mumme, Marianne Frisch, Hans-Ulrich Treichel, Christine Koschel und Inge von Weidenbaum, Adolf Opel, Joachim Unseld, Peter Härtling, Renate von Mangoldt, Günter Herburger und Henri Kissinger zu Wort. Man spürt beim Lesen die Neugier und Empathie von Ina Hartwig, dem Leben und Werk von Ingeborg Bachmann näher zu kommen und gerecht zu werden. Gelegentlich nimmt sie Fotos zu Hilfe, um Situationen und Stimmungen zu deuten. In keinem Moment ist dies eine konventionelle Biografie. Das Buch eignet sich wunderbar als Weihnachtsgeschenk für literarisch Interessierte. Mehr zum Buch: 9783100023032

Man kann das Geschenk erweitern mit einer DVD des Films DIE GETRÄUMTEN der österreichischen Regis-seurin Ruth Beckermann, der kürzlich in der „film-edition suhrkamp“ bei Absolut Medien erschienen ist. Wir erleben hier – Spiel im Spiel – wie Auszüge aus dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan in einem ORF-Studio in Wien für eine Radioproduktion eingelesen werden. Anja Plaschg liest den Bachmann-Part, Laurence Rupp die Texte von Celan. Ein Aufnahme-leiter sorgt für Ruhe und Ordnung. Zwischendurch unterhalten sich Plaschg und Rupp, äußern sich zu den Brieftexten, dann schlüpfen sie wieder in ihre Rollen und lesen. Das wirkt gelegentlich wie ein Dokumentarfilm, aber es ist die hybride Form, die hier zu großer Wirkung führt. Bei der Berlinale 2016 gehörte DIE GETRÄUMTEN zu den besten Filmen, die ich dort gesehen habe. Co-Autorin von Ruth Beckermann war übrigens Ina Hartwig. Ein informatives Booklet gehört zur DVD, die ich als Geschenk sehr empfehle. Mehr zur DVD: Ingeborg+Bachmann+-+Paul+Celan

George Lucas (Weihnachtsgeschenk 3)

Morgen hat der jüngste STAR WARS-Film weltweit Premiere: THE LAST JEDI. Gründer dieses Weltraum-imperiums war 1977 der Autor, Regisseur und Produzent George Lucas (*1944), der damit zu einem der erfolgreichsten Producer wurde, seine Unternehmens-gruppe Lucasfilm 2012 für vier Milliarden Dollar an die Walt Disney Company verkaufte und inzwischen zurückgezogen auf seiner Skywalker Ranch im Marin County lebt. Der Journalist Brian Jay Jones hat eine voluminöse Biografie über George Lucas geschrieben, die in diesem Herbst bei Edel Books erschienen ist. Sie ist hervorragend recherchiert, es gibt 1.514 Quellenverweise, die aber die Lektüre nicht mühsam machen. Das Buch gliedert sich in drei Teile: Hoffnung (1944-1973), Empire (1973-1983) und Rückkehr (1983-2016). Ein 16seitiger Abbildungsbereich befindet sich im hinteren Drittel. Ausführlich widmet sich der Autor auch dem (für mich) sehr beeindruckenden Lucas-Film AMERICAN GRAFFITI (1971-73). Es kommen viele Zeitzeugen zu Wort, darunter Steven Spielberg, Francis Ford Coppola, Gary Kurtz und Harrison Ford. Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk natürlich für alle STAR WARS-Fans, aber auch für Menschen, die einen intensiven Blick hinter die Kulissen der Filmbranche werfen möchten und neugierig auf interessante Informationen sind. Ein Leitspruch von George Lucas: „Ich will den Zuschauern den Glauben an das Gute im Menschen zurückgeben“. Mehr zum Buch: george-lucas-die-biografie/

John le Carré (Weihnachtsgeschenk 2)

John le Carré heißt eigentlich David Cornwell, ist inzwischen 86 Jahre alt und für mich einer der interessantesten britischen Autoren für Spionageromane, beginnend mit „Schatten von gestern“ (1961) und „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (1963). Sie stehen alle in unserem Krimiregal. Sein jüngster Roman, „Das Vermächtnis der Spione“, spielt 2017 und spannt einen Bogen in das Jahr 1961, als an der Berliner Mauer der britische Spion Alec Leamas und seine Freundin Liz Gold erschossen wurden. Ihre Kinder fordern jetzt eine genauere Untersuchung der damaligen Vorgänge. Peter Guillam, einst Assistent von George Smiley, einer Schlüsselfigur im britischen Geheimdienst MI6, inzwischen wie sein ehemaliger Chef im Ruhestand, wird ins Innenministerium einbestellt und erzählt seine Version der Geschehnisse, die allerdings sehr subjektiv gefärbt ist. Erst eine Anwältin, Dokumente aus dem Archiv und zuletzt George Smiley selbst führen zu neuen Erkenntnissen. Die zwei Zeitebenen, der Blick zurück in den Kalten Krieg und die Vielzahl der beteiligten Personen sind in der Dramaturgie raffiniert verbunden. Es steigert das Lesevergnügen, wenn man noch einmal den „Spion, der aus der Kälte kam“ in die Hand nimmt und parallel liest. Für alle, die an Spionageromanen interessiert sind, ist dies ein wunderbares Weihnachtsgeschenk. Mehr zum Buch: 9-9783550050121.html

Romy Schneider (Weihnachtsgeschenk 1)

Sie war 14 Jahre alt, als sie ihren ersten Film drehte: WENN DER WEISSE FLIEDER WIEDER BLÜHT. Ihre Mutter, Magda Schnei-der, spielte damals zusam-men mit Willy Fritsch die Hauptrolle, Regisseur war Hans Deppe. Zwei Jahre später wurde sie zum Star: mit SISSI, dem ersten Film über die österreichische Kaiserin Elisabeth, dem schnell zwei weitere folgten. Mit DIE SENDUNG DER LYSISTRATA, einem Fernsehfilm von Fritz Kortner, verabschiedete sie sich 1960 aus Deutschland, spielte zunächst in Paris Theater und machte dann eine internationale Karriere. Frankreich wurde zum Mittelpunkt ihres Lebens. Sie hat in insgesamt 64 Filmen meist die Hauptrolle gespielt. Im Mai 1982 ist sie in Paris gestorben. Das Buch „Romy Schneider. Film für Film“ von Isabelle Giordano erzählt sehr beeindruckend ihre Lebensgeschichte, große Bilder erinnern an ihre Filme, der Text geht durchaus in die Tiefe, bedient sich vieler Quellen und macht die Lebensleistung dieser Schauspielerin deutlich. Die Druckqualität der deutschen Ausgabe, die jetzt bei Schirmer/Mosel erschienen ist, finde ich exzellent. Ja, ich habe zu Romy Schneider seit meiner Jugend eine große Affinität, weil wir beide am 23. September 1938 geboren wurden. Bei einem Essen nach der Premiere des Films DIE HALBZARTE in München im Februar 1959 saß ich ihr sogar gegenüber, aber sie interessierte sich wenig für unsere biografische Gemeinsamkeit und wollte vor allem Gutes über den Film hören. Ich habe die meisten ihrer Filme gesehen, und wenn ich meine drei Lieblingsfilme nennen soll, dann sind dies: LES CHOSES DE LA VIE von Claude Sautet, LUDWIG II. von Luchino Visconti und UNE HISTORIE SIMPLE von Claude Sautet. Das ist jedenfalls der aktuelle Stand nach der Lektüre dieses Buches. Es eignet sich als Weihnachtsgeschenk für alle, die Romy Schneider geliebt haben oder noch entdecken wollen. Mehr zum Buch: 26i5g0

BEUYS (2016)

Der Dokumentarfilm von Andres Veiel über Joseph Beuys – er hatte in diesem Jahr im Wettbewerb der Berlinale Premiere – ist ein Porträt des Künstlers, das vor allem auf die Wirkung seiner öffentlichen Auftritte vertraut, die ihn in den 1960er und 70er Jahren inter-national berühmt gemacht haben. Die Montage des Archivmaterials finde ich grandios, sie erlaubt sich Zeitsprünge und Ortswechsel, zeigt Beuys in immer wechseln-den Konstellationen, selten allein, oft in Verbindung mit Kunstwerken von ihm, häufig in Konfrontation, selbstsicher, ironisch, spielerisch, seiner Wirkung natürlich bewusst. Andres Veiel ist ein Beuys-Bewunderer, man darf nicht erwarten, dass in diesem Film kritische Fragen gestellt werden. Aber wenn man eine Affinität zu Beuys hat, schaut man dem Selbstdarsteller gern zu, denn es gibt mehr Varianten einer Selbstinszenierung als man denkt. Mit Interviews verschiedener Zeitzeugen – u.a. Caroline Tisdall, Franz Joseph van der Grinten, Klaus Staeck – kommt auch die heutige Perspektive ins Spiel. Bei good!movies und piffl medien ist jetzt die DVD des Films erschienen. Sie enthält beachtliches Bonusmaterial und ein informatives Booklet. Mehr zur DVD: http://www.beuys-der-film.de/dvd.php

Texte von Hans Hurch

Zwanzig Jahre war er Direktor der Viennale, im vergangenen Juli ist er überraschend im Alter von 64 Jahren gestorben. Hans Hurch hat in den 1980er Jahren zahlreiche, sehr reflektierte Texte für die österreichische Zeitschrift Falter geschrieben, die der Ver-lag jetzt in einem Buch publiziert hat: „Vom Widerschein des Kinos“. Zu lesen sind dort „An-merkungen“, „Notizen“, „Bemer-kungen“ u.a. zu FLUCHTWEG NACH MARSEILLE von Ingemo Engström und Gerhard Theuring, JOHNNY WEST von Roald Koller, DER KLEINE GODARD von Hellmuth Costard, LENA RAIS von Christian Rischert, BOB LE FLAMBEUR von Jean-Pierre Melville, KOMMEN UND GEHEN von Wolfram Paulus, JOHNNY GUITAR von Nicholas Ray, SANS SOLEIL von Chris. Marker, PARIS TEXAS von Wim Wenders, LE MÉPRIS von Jean-Luc Godard, DER VERLORENE von Peter Lorre, WILD AT HEART von David Lynch. Dokumentiert sind Gespräche von Hans Hurch mit Harun Farocki, Jean Eustache, Ottomar Büttel, Danièle Huillet und Jean-Marie Straub (4), Jim Jarmusch, Michel Piccoli, Peter Kubelka, Hartmut Bitomsky und Robert Kramer. Unter den chronologisch geordneten Texten findet man außerdem Essays über G. W. Pabst, Jean Vigo, den neuen österreichischen Film (3), den Fotografen Robert Frank, die Filmemacher Kurt Kren und Jonas Mekas. Sie haben alle einen individuellen Stil, der geprägt ist von Nachdenklichkeit und Ungewissheit. Claus Philipp hat ein sehr persönliches Vorwort geschrieben, die von langjähriger Freundschaft grundierten Nachworte stammen von Christian Reder und Armin Thurnher. Ein beeindruckendes Buch zur Erinnerung an Hans Hurch. Mehr zum Buch: hans-hurch.html

Wörthersee & Exploitation

Band 2 der neuen Buch-reihe „Film Geschichte Österreich“. Thema ist die österreichisch-deut-sche Produktionsfirma „Lisa Film“, die 1964 von Paul Löwinger gegründet wurde und seit 1967 von dem Anteilseigner Karl Spiehs (*1931) be-herrscht wird. Größte Erfolge in den 70er und 80er Jahren waren Sexfilme (zum Beispiel GEH ZIEH DEIN DIRNDL AUS) und Blödel-Komödien (wie DIE SUPERNASEN). Seit Mitte der 80er Jahre stehen Fernsehserien im Fokus (DAS TRAUMHOTEL). Ein umfangreicher Essay von Arno Rußegger porträtiert die Firma. Ulrich Mannes beschreibt die Karriere des Regisseurs Sigi Rothemund (auch Siggi Götz genannt). Oliver Nöding richtet den Blick auf drei eher ungewöhnliche Lisa-Filme: BLUTIGER FREITAG (1972) von Rolf Ohlsen, POPCORN UND HIMBEEREIS (1978) von F. J. Gottlieb und GELD ODER LEBER (1986) von Dieter Pröttel. Florian Widegger, Herausgeber des Bandes, stellt 29 Lisa-Filme genauer vor. Eine Titelliste mit Regie-Nennung schließt den Band ab. Mit zahlreichen Abbildungen. Mehr zum Buch: woerthersee-exploitation/