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05. Mai 2020

Als die Comics laufen lernten

Der deutsche Trickfilmpionier Wolfgang Kaskeline (1892-1973) hatte eine bewegte Lebensgeschichte, die bisher wenig erforscht war. Herma Kennel hat eine hervorragend recherchierte Biografie verfasst, die vor allem die für ihn schwie-rige Zeit des Nationalsozia-lismus im Blick hat. Kaskelines jüdische Vorfahren stammen aus Teplitz in Böhmen, er wird als Sohn eines Fabrikdirektors in Frankfurt geboren, wächst in Hamburg auf, beginnt 1909 ein Studium der Gebrauchsgrafik, meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst und wird im Oktober 1914 durch Granatsplitter schwer verletzt. 1918 heiratet er die Krankenschwester Minna Berg. Angeregt durch Walt Disney gründet er 1923 die Kaskeline Film GmbH. Für die Firma Continental entstehen die ersten Werbefilme. Mit einem Zeichentrickfilm für die Firma Bolle in Ton und Farbe (1928) und dem Film ZWEI FARBEN (1933) für die Firma Muratti geht Kaskeline in die Kinogeschichte ein. Trotz jüdischer Vorfahren kann er in der NS-Zeit immer wieder durch Ausnahmeregelungen Filme realisieren. Die im Buch dokumentierten Briefwechsel zeigen, wie dies durch Fürsprachen und Hartnäckigkeit zustande kam. Zu seinen Mitarbeiterinnen gehört auch die Zeichnerin Ilse Jacobi, die zur Lebensgefährtin und später zur zweiten Ehefrau wird. Die beiden Söhne aus erster Ehe, Horst und Heinz, arbeiten jahrelang eng mit ihm zusammen. 1962 verlässt er Westberlin, lebt und arbeitet in Bad Godesberg. Die Autorin verknüpft die politische Geschichte eng mit dem Leben Kaskelines, beschreibt sehr anschaulich zahlreiche seiner Filme und spart auch das Privatleben nicht aus. Eine spannende Geschichte auf 200 Seiten, mit Abbildungen, erschienen im be.bra Verlag. Mehr zum Buch: als-die-comics-laufen-lernten.html