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21. März 2019

Karl Fruchtmann

Als „Jude, Schriftsteller und Regisseur“ hat sich Karl Fruchtmann einmal bezeichnet. 1915 in Thüringen geboren, verlässt er Deutschland 1934, macht in der Schweiz sein Abitur, kehrt 1937 nach Deutschland zurück, wird inhaftiert, in ein Konzentra-tionslager eingewiesen, das er aber nach mehreren Monaten verlassen darf, um nach Palästina auszuwandern. Später wohnt und arbeitet er in London. 1958 verlegt er seinen Wohnsitz wieder nach Deutschland, wird beim WDR ausgebildet und dreht ab 1963 21 Filme für Radio Bremen. 2003 stirbt er im Alter von 87 Jahren. Ihm ist Band 3 der Reihe „Fernsehen, Geschichte, Ästhetik“ gewidmet, den Torsten Musial und Nicky Rittmeyer bei edition text + kritik herausgegeben haben. Vier hervorragende Texte stehen im Zentrum: Michael Töteberg hat umfassend im Nachlass von Karl Fruchtmann recherchiert („Man muss sich konfrontieren“, 40 Seiten). Torsten Musial informiert über die Anfänge des Fernsehspiels bei Radio Bremen („Ein besonders guter Sender mit eigenem Charakter“, 26 Seiten). Karl Prümm analysiert das bildmächtige und experimentelle Werk von Karl Fruchtmann („Nah bei den Opfern, solidarisch mit den Überlebenden“, 50 Seiten). Nicky Rittmeyer informiert über sein Leben („Chronik“, 38 Seiten). In ausgewählten Zitaten und zwei unveröffentlichten Texten aus dem Nachlass kommt Fruchtmann selbst zu Wort. Eine vorbildliche Publikation mit Abbildungen in guter Qualität. Beigefügt ist eine DVD des Films KADDISCH NACH EINEM LEBENDEN (1969). Coverabbildung: Werkfoto von 1980. Mehr zum Buch: XIghIekqtW8