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06. Januar 2019

Drei Filme von Helmut Herbst

Man kann diese drei Filme durchaus als Trilogie sehen, in der aus kunsthistorischer Per-spektive der Zusammenprall von Politik und Ästhetik dargestellt wird. Helmut Herbst hat diese Verbindungen selbstverständ-lich erkannt und als Basis für die Konzeption der drei Filme genutzt. DEUTSCHLAND DADA (1969) ist ein einstündiger Essay, der in sehr spielerischer Form die Entstehung und Entwicklung des Dadaismus ab 1916 vor Augen führt. Vor allem der Beginn ist in der Montage eine Attacke auf unser Wahrnehmungsvermögen. In der Struktur wird ein lexikalisches Dada-Alphabet aufgeschlagen, beginnend mit dem Buchstaben Z: Zürich, Ort der Dada-Erfindung, gefolgt von W (für Wilhelminische Ära und Weltkrieg) und V (Cabaret Voltaire). Am Ende des Films sind wir beim Buchstaben A angekommen (Auktion dadaistischer Kunstwerke). Zu sehen sind historische Filmaufnahmen, dokumentierte Werke des Dadaismus und Interviews mit Zeitzeugen, die 1968 noch gelebt haben: beeindruckend Richard Huelsenbeck, der auf einer Wiese interviewt wurde, aber auch Raoul Hausmann und Hanna Höch. Das Bonusmaterial enthält die Gespräche mit Hausmann (111 min.) und Huelsenbeck (37 min.) als Audiodokument. JOHN HEARTFIELD, FOTOMONTEUR (1976) dokumentiert die künstlerische Arbeit des Malers und Grafikers und war damals Teil einer Würdigung, die durch eine Wanderausstellung und ein Buch ergänzt wurde. Helmut Herbst hat die Heartfield-Materialien durch spezielle Effekte „beweglich“ gemacht, vor allem die Beiträge für die legendäre Arbeiter Illustrierte Zeitung bekommen dadurch eine starke Wirkung. HAPPENING, KUNST, PROTEST 1968 (1981) wurde von Helmut Herbst für die Kölner Ausstellung „Westkunst“ realisiert und in gekürzter Form im WDR-Fernsehen gezeigt. Auch hier hat die Montage des Bildmaterials und der Interviews zu einer eigenen Form geführt, die über das Dokumentarische weit hinausgeht. Zum Bonus-Material gehören Gespräche mit Joseph Beuys, Bazon Brock, Allan Kaprow, Wolf Vostell und Al Hansen (audio). Das informative Booklet enthält den sehr lesenswerten Essay von Daniel Kothenschulte „Bewahren und Dekonstruieren“. Mehr zur DVD: Kunst–Protest-1968.html