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22. November 2018

Der Filmessayist Jan Franksen

Eine Dissertation, die an der Freien Universität Berlin entstanden ist. Christoph Rosenthal erschließt und analysiert darin das Werk des Filmemachers Jan Franksen (1937-2004), der für das Fern-sehen speziell in essayistischer Form deutsche Geschichte aufgearbeitet hat. 48 Titel sind in der Filmografie im Anhang aufgelistet. Die Filme wurden zwischen 1964 und 2003 von Franksen anfangs für die ARD, später vornehmlich für die Dritten Programme im Auftrag des SFB realisiert. Ich erinnere mich u.a. an den abendfüllenden Film ES…HAT…GELOHNT (1992) über den Kritiker Alfred Kerr und an das Porträt des Architekten GOTTFRIED SEMPER (2003, 3sat). Im Zentrum des Interesses von Franksen standen Künstler und Politiker, Straßen und Gebäude. Christoph Rosenthal hat für seine Untersuchung nicht nur dessen Filme gesehen, sondern auch den schriftlichen Nachlass herangezogen. So wird in den Analysen deutlich, mit welcher Intensität er inhaltlich recherchiert und wie intensiv er sich über die Form Gedanken gemacht hat. In einer Prolepsis wird dies beispielhaft an dem Film MYTHOS WINCKELMANN dargestellt. Das Kapitel „Die Suche nach Schönheit und Freiheit“ beschreibt Leben und Arbeit Franksens. Dann folgt ein Kapitel „Der Filmessay als Genre“ mit Exkursen in die Literatur, die Geschichte und die Theorie. Drei Kapitel sind dann dem Werk Franksens gewidmet. Zu lesen sind hier beeindruckende Schilderungen der Entstehung von Filmen über Georg Christoph Lichtenberg, Friedrich Nietzsche, Carl Sternheim, Alfred Kerr, die Rathenaus, Jurek Becker, Franz Fühmann und die 45-minütige Dokumentation STALINALLEE. EINE STRASSE ALS SYMBOL. Immer wieder beschreibt Rosenthal, wie Franksen mit den Konventionen des Fernsehens bricht, wie er fiktive Momente mit dokumentarischen Aufnahmen mischt. Bei einigen Projekten (Fontane, Kant, Goethe, Celan) scheitert er am Widerstand der Fernsehredak-tionen. Gelegentlich nutzte er die mediale Form des Hörspiels. In einem resümierenden Kapitel wird noch einmal „Franksens Filmessay als Form“ dargestellt. In einer Analepsis nehmen wir von dem Filme-macher Abschied. Bei der Lektüre dieser Dissertation ist immer wieder die Empathie des Autors gegenüber der Person und dem Werk von Jan Franksen zu spüren. Keine Abbildungen. Cover: Kontaktabzug einer Jan-Franksen-Porträtserie. Mehr zum Buch: aspx?product=40310